Haiti feiert mit Protest

Gewalt überschattet Feiern zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit. Präsident in Gonaïves beschossen

PORT-AU-PRINCE dpa/ap/epd ■ Die Feiern zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Haitis sind am Donnerstag von schweren Ausschreitungen im ganzen Land überschattet worden. Mindestens zehn Menschen wurden verletzt, berichtete ein Radiosender. In der Stadt Gonaïves schossen Aufständische auf eine Delegation mit Präsident Jean Bertrand Aristide und seinem südafrikanischen Kollegen Thabo Mbeki an der Spitze. Südafrikanische Soldaten, die Mbeki begleiteten, und haitianische Polizisten erwiderten das Feuer.

Die Hafenstadt, in der am 1. Januar 1804 die Unabhängigkeit ausgerufen wurde, wird seit Wochen von Unruhen erschüttert. Die dort beheimatete „Anti-Aristide-Front“ hatte die Zufahrtstraßen mit Motoröl übergossen und den Hauptplatz mit Exkrementen überschüttet. Aristide hielt in Gonaïves nur eine kurze Rede von etwa zehn Minuten, während im Hintergrund Schüsse peitschten. Mbeki, der neben Aristide stand, habe gezittert, meldeten die Radioreporter. Nach dem Rückflug der Präsidenten nahmen die Polizei zahlreiche Menschen fest.

Beide Präsidenten konnten unversehrt in die Hauptstadt Port-au-Prince zurückkehren. Dort gingen Polizei und Aristide-Anhänger brutal gegen etwa 5.000 Demonstranten vor. Autos wurden umgeworfen, brennende Barrikaden errichtet. „Es sieht aus wie auf einem Schlachtfeld“, meldete ein Reporter. Ein massives Polizeiaufgebot hinderte die Demonstranten daran, zum Nationalpalast zu gelangen.

Vor tausenden von Anhängern wiederholte Aristide seine Forderung an die frühere Kolonialmacht Frankreich, Haiti eine Entschädigung in Höhe von 21,7 Milliarden US-Dollar zu zahlen. Mbeki sagte, die Revolution der haitianischen Sklaven, die vor 200 Jahren ihre französischen Herren vertrieben hatten, habe der schwarzen Welt den Weg zur Freiheit gewiesen.