Protest gegen Pelz

Tierrechtler haben das Modehaus Peek & Cloppenburg im Visier – Karstadt und C&A haben Rauchwaren bereits verbannt. Unternehmen nimmt bislang keine Stellung

Mit spektakulären Aktionen und Mahnwachen machen Tierrechtler gegen Peek & Cloppenburg mobil. Der Grund: Der Bekleidungskonzern ist im Gegensatz zu anderen Handelsketten nicht aus dem Pelz-Handel ausgestiegen.

Aktivisten der bundesweit agierenden „Offensive gegen die Pelzindustrie“ stürmten jüngst die P&C-Filiale im Stadtteil Bergedorf. Drei als Weihnachtsmänner kostümierte Tierrechtler ketteten sich an ein Geländer und prangerten lautstark die Geschäftspraxis des Unternehmens an. „Wir müssen eure Ruhe stören, ihr wollt die Schreie der Tiere nicht hören“, vernahmen die Kunden der Damenoberbekleidungs-Abteilung ansonsten eher ungewohnte Töne.

Weitere Demonstranten forderten auf einem Transparent den „Schluss mit Peek & Cloppenburgs Mordsgeschäft“. Sie riefen zum Boykott der Textilwarenkette auf, die vorwiegend Kleidung mit kleineren Fellteilen als „Pelzbesatz“ vertreibt. Kritiker sehen darin eine Strategie der Pelzindustrie, die Akzeptanz des umstrittenen Geschäfts mit Tierfellen zu erhöhen. „Von wegen Verantwortung, von wegen Moral – P&C sind die Tiere egal“, skandierten die Tierrechtler, die seit Monaten Mahnwachen vor der Niederlassung in der Hamburger City an der Spitalerstraße abhalten. Das betroffene Unternehmen war bislang zu Stellungnahmen nicht bereit.

Nach ähnlichen Initiativen hatten die Handelsketten C&A, Karstadt und Otto-Versand ihren Rückzug aus dem Pelzhandel beschlossen. Der Protest gegen Pelz hat in Deutschland Tradition. Mitte der achtziger Jahre setzten autonome Tierschutzkommandos mit Phantasienamen wie „Zornige Zobel“ oder „Wütende Skunks“ der Branche heftig zu.

Doch es starben und sterben weiter Tiere für die Mode. Über 50 Millionen lassen weltweit für die Mode ihr Leben – die meisten in Pelzfarmen. Der Rest verendet langsam in Fallen. „Für die Herstellung eines einzigen Nerzmantels müssen 60 Individuen ihr Leben lassen“, lautet die blutige Rechnung von Kampagnensprecher Roger Bösling.

Nerze, deren Element eigentlich das Wasser ist, fristen ihr Dasein auf einer Käfigfläche von 0,27 Quadratmetern. Nach einer Leidenszeit von sieben Monaten erwartet die Tiere der Tod per Stromschlag, Giftspritze oder in der Vergasungsbox. „Oft sind die Tiere nur betäubt und werden dann lebendig gehäutet“, schildert Bösling die schaurige Praxis in den Farmen, von denen es in Deutschland knapp 40 Stück gibt.

Flankenschutz erhält die Anti-Pelz-Offensive von der Tierrechtsorganisation PeTA, die der Rauchwarenindustrie mit unbekleideten Promis auf den Pelz rückt. „Tierfelle sind ein Produkt aus der Steinzeit, wir leben im 21. Jahrhundert“, so PeTA-Sprecher Harald Ullmann. VOLKER STAHL