Keine Normalisierung in Kurdistan

betr.: „Kurdische Arbeiterpartei meldet sich zurück“, taz vom 21. 2. 02

Im Artikel von Jürgen Gottschlich werden Ursache und Wirkung offensichtlich verdreht. So werden gewaltsame Zusammenstöße bei der Friedensdemonstration in Istanbul Anhängern des Kadek zugeschrieben, obwohl türkische Polizeikräfte zuerst brutal gegen Friedensdemonstranten vorgegangen sind. Dies geschieht zurzeit bei fast allen der täglichen Friedensaktionen in der Türkei und Kurdistan. Festnahmen und Fälle von Folter häufen sich.

Es ist sicher richtig, dass einige Scharmützel ausreichen würden, um die „langsame Normalisierung“ in den kurdisch bewohnten Gebieten der Türkei zu beenden. Vergessen wird, wer denn diese „langsame Normalisierung“ erst möglich gemacht hat und wer sie jetzt verhindern will. Die mittlerweile aufgelöste PKK hatte vor knapp vier Jahren den bewaffneten Kampf eingestellt und einen Friedensprozess eingeleitet, mit dem erklärten Ziel der Demokratisierung des Mittleren Ostens und der Türkei.

Trotz dieses Strategiewechsels sind die Bemühungen einseitig geblieben. Der türkische Staat hat nie von seinem Vernichtungswahn abgelassen. Auch die im November 2002 neu gewählte AKP-Regierung macht deutlich, dass sie nicht auf Frieden und Demokratie setzt, sondern in den Krieg investiert. Die Militäroperationen und die anhaltende Isolation von Abdullah Öcalan sind Provokationen, mit denen die kurdische Guerilla erneut in einen Krieg hineingezogen werden soll. Das kurdische Volk und die Freiheitsbewegung lehnen einen Krieg ab, doch gegen Angriffe müssen sie sich verteidigen. Auch wenn jetzt ein Verteidigungskrieg von Seiten des Kadek ausgerufen worden ist, gegen die Aggression setzen sie weiterhin den Weg des Friedens und der Demokratie.

OLAF MEYER für die Kurdistan Solidarität Uelzen