unterm strich
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Kunsthaus Erfurt gerettet: Die Stadtverwaltung Erfurts hat die seit März dieses Jahres eingefrorenen finanziellen Mittel für das Kunsthaus Erfurt freigegeben. Dadurch konnte das Kunsthaus in letzter Minute vor der Schließung bewahrt werden. Ende September fand einigermaßen überraschend eine Wende in der Debatte um Kunsthaus und Kulturpolitik der Stadt Erfurt statt. Die Kulturdirektion suchte das Gespräch mit den Kunsthausbetreibern und es konnte eine gemeinsame Ebene gefunden werden. Was letztendlich den Ausschlag zur weiteren Unterstützung des Kunsthauses gab, bleibt im Dunkeln. Klar ist nur, dass bestimmte Stadtpolitiker das Thema endlich vom Tisch haben wollten. Sie hatten nicht mit der Hartnäckigkeit der Betreiber und Freunde des Kunsthauses gerechnet, schon gar nicht, dass dadurch eine Debatte über die inhaltliche Ausrichtung der städtischen Kulturpolitik beginnt. Seit Sommer dieses Jahres gab es mehrere Veröffentlichungen in regionalen und überregionalen Medien, allein die taz publizierte hierzu drei Artikel. Zuletzt hatten 650 Unterstützer in einem offenen Brief an den Erfurter Oberbürgermeister für den Erhalt des Kunsthauses plädiert. Angestoßen von der Erfurter Debatte haben sich nun auch in Weimar, Jena und Suhl Interessierte zusammengefunden und diskutieren mit oder ohne die Stadtverwaltungen neue Kulturkonzepte. Am 21. März nächsten Jahres findet auf der Wartburg bei Eisenach ein Thüringer Kulturkongress statt. In Dresden wurde ein neues Kulturkonzept verabschiedet, mit einem eindeutigen Bekenntnis zu zeitgenössischer Kunst und Kultur. In Leipzig beschloss der Stadtrat nach jahrelangen Protesten, fünf Prozent des gesamten Kulturhaushaltes für Fördermittel an die Freie Szene zu geben. THORSTEN BLUMENSTEIN