Einmal quer durch Afrika

Vor wenigen Tagen ist es erschienen, das Buch des langjährigen Afrika- und jetzigen Zentralasien-Korrespondenten der taz, Peter Böhm, aus dem wir das nebenstehende Kapitel über den „Großen Durst“ veröffentlichen. Der Titel des Buches: Oh, Mama Afrika! Einmal quer durch den Kontinent (Books on Demand, 344 Seiten, 18,80 Euro).

In Geländewagen, Bussen und Zügen hat Peter Böhm Afrika an seiner breitesten Stelle durchquert. An Luftlinie legte er dafür eine Strecke von mehr als 7.500 Kilometern zurück, am Boden waren es mehr als zehntausend Kilometer.

Seine fast sechsmonatige Reise vom östlichsten Punkt an der Küste im Nordosten Somalias bis zum Strand der senegalesischen Hauptstadt Dakar im Westen führte ihn durch zehn afrikanische Länder: Somalia, Dschibuti, Äthiopien, Sudan, Tschad, Nigeria, das nördliche Kamerun, Niger, Mali und Senegal.

Annähernd zwei Drittel der Reiseroute führte Böhm durch die Sahelzone. Zwischen dem vierzehnten und dem achtzehnten Grad nördlicher Breite gelegen und zwischen dreihundert und fünfhundert Kilometer breit, bildet sie den Puffer zwischen der Sahara und der Trockensavanne. Die Übergänge sowohl zur Wüste als auch zur Savanne sind jedoch fließend, und je nach der jährlichen Niederschlagsmenge verschiebt sich die Sahelzone nach Norden oder Süden.

Ihr Name geht auf das arabische Wort Sahil, Ufer, Küste, zurück – also die Küste des „Meeres ohne Wasser“, die Sahara. Die Sahelzone ist mehr als zwei Millionen Quadratkilometer groß – zum Vergleich: Deutschland hätte darin mehr als sechsmal Platz. Auf dieser Fläche leben rund fünfzig Millionen Menschen.

Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 150 Millimetern im Norden und bis zu 450 Millimetern im Süden. Zur Veranschaulichung: In Deutschland liegt sie zwischen siebenhundert und achthundert Millimetern. Allerdings ist in der Sahelzone die Regenmenge nur sehr unzuverlässig – und wenn es regnet, dann nur in den vier europäischen Sommermonaten.

Aufgrund dieser klimatischen Bedingungen kommt es in der Sahelzone immer wieder zu langen Dürreperioden. Ihre Bewohner haben sich den kargen Lebensbedingungen angepasst. Nur im südlichen Teil betreiben die Bauern Regenfeldbau, pflanzen vor allem die genügsamen Getreidesorten Sorghum und Hirse an. Weiter nördlich leben fast ausschließlich Hirtennomaden.

Von den zehn ärmsten Ländern der Welt liegen allein fünf auf Peter Böhms Reiseroute. Das durchschnittliche monatliche Pro-Kopf-Einkommen in Äthiopien, Tschad, Niger, Burkina Faso und Mali liegt deutlich unter hundert Euro. Wegen des hohen Bevölkerungswachstums, das zwischen zwei und drei Prozent liegt, ist in diesen Ländern inzwischen der Bevölkerungsdruck auf die knappe nutzbare landwirtschaftliche Fläche und das Weideland sehr groß.

Weil der Grundwasserspiegel stetig sinkt, müssen die Brunnen immer tiefer gegraben werden, um an Wasser zu kommen. Dies sind die Hauptursachen für die zunehmende Verödung der Region. Nach manchen Schätzungen rückt die Wüste jährlich um zehn Kilometer nach Süden vor.