Hessen: Männer an die Macht

Die CDU-Frauen sind Koch „zu wenig durchsetzungsfähig“: Nur zwei im Kabinett

FRANKFURT taz ■ „Quotiert wird nicht!“ Da ist sich der hessische Ministerpräsident Roland Koch ganz sicher. Und schon sitzen in der CDU-Alleinregierung in Hessen nur noch zwei Ministerinnen. Mit dem Ausscheiden der Wissenschaftsministerin Ruth Wagner, deren FDP nicht mehr gebraucht wird, schrumpft der Frauenanteil in der Landesregierung enorm, denn gleichzeitig erweiterte Koch sein Kabinett von neun auf zehn Mitglieder.

Der neue Leiter der Staatskanzlei, der neue Wirtschaftsminister, der neue Wissenschaftsminister: Männer. Weil sie so kompetent sind? „Klassische Musik“ habe er schon immer gerne gehört, sagte Ex-Innenstaatssekretär Udo Corts auf die Frage nach seiner Befähigung für das Wissenschaftsministerium keck. Es habe sich in der hessischen Union einfach keine Frau für diese Positionen finden lassen, sagte Koch schulterzuckend. Tatsächlich? In der Landtagsfraktion hatten zuvor nicht wenige Frauen geglaubt, dass ihre Kollegin Traudel Herrhausen, Ärztin und Witwe des ermordeten Deutsche-Bank-Chefs Alfred Herrhausen, zur Wissenschaftsministerin gekürt werden würde. Doch Koch entschied – einsam – anders. Wie gestern aus dem Umfeld der Staatskanzlei zu hören war, seien diverse Kandidatinnen nicht als zu wenig kompetent, aber als „zu wenig durchsetzungsfähig“ eingeschätzt worden. Ein „gestandener Mann“ wie Corts dagegen, der in Frankfurt den größten Kreisverband der Union führt, sei „wegen seiner Führungsqualitäten in jedem Ressort ministrabel“.

Nicht nur Frauenverbände kritisieren Koch. Die Chefin der Frauen-Union, Maria Böhmer, ist „nicht zufrieden“. In Zukunft müsse die Basis durch mehr Frauen als Wahlkreiskandidatinnen verbreitert werden. Der Unmut zeigt – bescheidene – Wirkung: Die Kasseler Regierungspräsidentin Oda Scheibelhuber wird nun Innen-Staatssekretärin. Und Kultusministerin Karin Wolff wird Kochs Stellvertreterin. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT