Des Toyotas neue Designer

Die japanische Automobilfirma Toyota stellte in Köln ihren neuen Formel-1 Wagen vor – und hofft auf eine bessere Zukunft. Das neue Design ist auf dem ersten Blick nicht wirklich zu erkennen. Immerhin gab es reichlich Sushi

KÖLNIANAPOLIS taz ■ Nur als 1999 der G8-Gipfel in Köln stattfand, war der Ansturm vergleichbar groß. Fast 600 Journalisten aus der ganzen Welt kamen am Samstag nach Köln-Marsdorf, eine Busladung Medienvertreter nach der anderen wurde vor der Toyota-Fabrik abgeladen. Alle wollten nur eins: das Formel-1-Auto sehen, mit dem der japanische Rennstalls in dieser Saison an den Start gehen wird. Auf einer Bühne stand das neue PS-Monster, bedeckt mit einem roten Tuch. Als das Auto schließlich enthüllt wurde, erklang Applaus, „ahhhs“ und „ohhs“ – Fotografen drängelten sich, die Toyota-Fahrer Cristiano da Matta und Oliver Panis posierten minutenlang vor ihrem neuen Dienstwagen.

Viel Aufwand, um ein neues rotweißes Auto zu präsentieren, das genauso aussieht wie das Alte. Im Formel-1-Fachjargon von Chefdesigner Gustav Brunner klingt das so: „Das Auto ist keine Revolution, sondern eine Weiterentwicklung des 2003er Modells.“ Nur ein paar sichtbare Änderungen gibt es. Zum Beispiel neue Flügel auf den Seitenkästen. Aber Brunner erklärt weiter: „Der größte Aufwand wurde auf das Getriebe gelegt, das wir noch leichter gemacht haben. Leider ist jede Arbeit am neuen Auto sofort zu erkennen.“

900 PS soll der neue Motor haben. In der Saison 2004 muss er einiges aushalten. Nur noch ein Triebwerk pro Auto ist an einem Rennwochenende geduldet. „Wir haben den Schwerpunkt auf die Standfestigkeit gelegt“, berichtet Norbert Kreyer, Technischer Leiter des Teams, der wie die meisten seiner Management-Kollegen etwas angespannt war. Mit dem Wort „Rennsiege“ konfrontiert, wurde er gar nervös. Von einem Fuß auf den anderen tretend sagte Kreyer: „Es wäre wunderbar. Realistisch ist das noch nicht.“ Podiumsplätze sollten aber schon drin sein – und 2005 dann auch Siege.

Kreyer und seine Kollegen haben keine Wahl: Der neue Bolide, den Toyota TF104 nennt, muss deutlich besser sein als der alte. Mit dem achten und drittletzten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft werden sich die Konzern-Chefs in Japan nicht mehr zufrieden geben. Seit 2002 ist Toyota in der Formel 1. Jetzt wird es ernst. Die offizielle Sprachregelung gibt Brunner vor: „Unser Ziel ist es, die Lücke zu den Topteams zu schließen.“ Heißt: Toyota sollte dringend hinter Ferrari, BMW-Williams, McLaren-Mercedes und Renault fünftbestes Team werden. Sonst wächst der Druck aus Japan.

Denn schließlich ist Toyota reich: Auf etwa 350 Millionen Euro wird der Jahresetat des Formel-1-Teams geschätzt. Damit liegen die Japaner im Bereich von Michael Schumachers Weltmeister-Rennstall Ferrari. Der Aufwand der Japaner ist ebenfalls vergleichbar. Sogar einen eigenen Windkanal hat sich das Team in Köln-Marsdorf bauen dürfen. Vom Konkurrenten Renault hat Toyota Mike Gascoyne als Technischer Direktor abgeworben. Auch das war nicht billig. Renault kassierte eine Ablösesumme und Gascoyne bekommt das hübsche Salär von etwa fünf Millionen Euro im Jahr. Toyota verspricht sich viel von Gascoyne, schließlich entstand unter der Regie des Briten das Auto, mit dem der junge Spanier Fernando Alonso im vergangenen Jahr in Budapest siegte. Michael Schumacher hatte er auch noch überrundet.

In der Toyota-Kantine, in die dieJournaille nach der Präsentation geladen wurde, lief auf Bildschirmen immer wieder eine Rennszene aus Silverstone. 2003 hatten dort ein paar Runden lang zwei Toyota in Führung gelegen, bevor ein verwirrter Mann auf die Strecke lief und das Rennen unterbrochen wurde - aus war der Traum vom ersten Sieg. Die Medienvertreter labten sich derweil am reichlich bestückten Büffet. Mehr als 2.000 Sushi sollen verzehrt worden sein.

HORTENSIA PEREZ