Digital aus der Uni-Grauzone

Alle meckern immer über Stine, eine Konferenz im November diskutiert nun auch Vorteile des elektronischen Infosystems der Uni-Hamburg. AStA-Vorständler Benjamin Gildemeister sieht die Studierenden als Gewinner einer neuen Transparenz

VON NADINE VOGT

Immer wieder sorgt „STINE“, das vor zwei Jahren eingeführte elektronische Studien-Infonetz der Universität Hamburg, mit Anwendungsproblemen und System-Fehlern für Missmut unter den Studierenden. Erst vor einer Woche zu Beginn dieses Wintersemesters herrschte wieder Durcheinander: Die Einführung einer neuen Benutzeroberfläche vertrug sich nicht mit der hohen Seitenbelastung Stines. Weil sich kurz vor Semesterstart viele Kommilitonen auf einmal anmeldeten, war das System vorübergehend lahmgelegt. Kursanmeldungen waren nicht möglich, die im Netz gespeicherten individuellen Stundenpläne nicht einsehbar.

Die Folge: Studierende liefen am Montag hilflos und auf der Suche nach Raum und Zeit über den Campus. Kein ungewöhliches Problem für ein Pilotprojekt wie Stine. Das System sei bei Übernahme noch „unausgegoren“ gewesen, dafür habe die Uni es günstig erworben, entschuldigt Asta-Vorstand Benjamin Gildemeister.

Das Wagnis habe sich aber ausgezahlt, die Hamburger Universität habe Vorreiterposition erlangt: „Unsere Uni ist Testfeld für das erste deutsche Campusnetzwerk im großen Stil“, sagt der Germanistikstudent. Dies berge auch „Schattenseiten“, aber die Studierenden würden viele Probleme vorschnell auf Stine projizieren. Nervig dabei sei die „Mental-Opposition der Altstudenten im Sinne von ‚Früher-war-alles-besser‘“. Manche Kommilitonen müssten doch erkennen, dass es sich um einen „historischen Moment zur Weichenstellung“ handele.

Das Spannende an der Einführung des IT-Systems sei, dass die Uni-Verwaltung jetzt interne Abläufe und Regeln „klar definieren und offenlegen“ müsse. Vieles, was zuvor in der Grauzone der Zuständigkeiten einzelner Geschäftszimmer „historisch wild gewachsen“ sei, könne im Zuge der Digitalisierung endlich vereinheitlicht festgelegt werden. Gildemeister: „Letztlich profitiert der einzelne Studierende von der neuen Transparenz der Fachbereiche“.

Zudem hätten Befragungen der Studierenden bereits zu einer deutlichen Verbesserung des Netzwerks beigetragen. Dabei habe man auf Dreiviertel aller Wünsche Rücksicht nehmen können. Bislang würde Stine zwar vornehmlich für die Kursverwaltung genutzt. Möglich sei aber auch eine verbesserte Kommunikation innerhalb der Seminare, ein Einblick über Leistungsnachweise und Scheine und ein uniinterner Infoaustausch über Blogs. Im diesem Rahmen wäre auch ein Feedback für Lehrende möglich.

Auch im Zusammenhang mit dem „Bolognaprozess“, der Schaffung eines vereinheitlichten europäischen Hochschulraumes, sei modernes elektronisches Campus Management sinnvoll. Der Asta-Vorsitzende ist sich sicher: „In zehn Jahren wird es in Deutschland keine große Uni mehr geben, die auf ein Software-System wie Stine verzichtet.“

Das Interesse anderer Universitäten ist groß. Am 20. und 21. November findet im Hamburger Curio-Haus eine zweitägige Konferenz zum Thema „E-Campus“ und „E-Learning“ statt, die von der Uni-Hamburg und dem hochschulübergreifend tätigen Hamburger Mendienkontor organisiert wird.

Campus Innovation 2008 und V. Konferenztag Studium und Lehre, 20.-21. November 2008 im Curio-Haus Hamburg, Anmeldung bis spätestens 11. November unter www.campus-innovation.de/ci_anmeldung (für Studierende/ Mitarbeiter der Universität Hamburg ist es kostenfrei)