USA verstärken Bomber um Korea

Washington reagiert jetzt doch auf Nordkoreas Provokationen der letzten Zeit und stationiert mehr Langstreckenbomber in der Region. Dies löst in Seoul Besorgnis aus und vergrößert die Kluft der südkoreanischen Entspannungspolitiker zur US-Regierung

aus Tokio ANDRÉ KUNZ

Die Eskalation zwischen den USA und Nordkorea geht weiter. Washington schickt zur Verstärkung seiner militärischen Macht im Pazifik 24 Langstreckenbomber vom Typ B-1 und B-52 sowie 2000 zusätzliche Soldaten auf Stützpunkte in Guam und Japan. Es sei eine reine Vorsichtsmaßnahme und kein aggressiver Akt gegenüber Nordkorea, erklärte ein Pentagon-Sprecher den ungewöhnlichen Schritt.

In Seoul wurde die amerikanische Entscheidung mit Besorgnis aufgenommen. Südkoreas neuer Präsident Roh Moo Hyun warnte die USA, den Streit mit Pjöngjang nicht weiter auszuweiten, und rief beide Seiten auf, möglichst schnell direkte Gespräche aufzunehmen. Gleichzeitig beruhigte Südkoreas Verteidigungsminister Jeong Se Hyun die alarmierte Bevölkerung, dass Befürchtungen über einen einseitigen US-Militärschlag gegen den Norden grundlos seien.

Die besorgten Stimmen aus Seoul wurden auch in Japan gehört, wo mit Ministerpräsident Junichiro Koizumi ein Falke an der Macht ist, der momentan eine harte Linie gegenüber Nordkorea befürwortet. Erst vor einer Woche hatten sich der südkoreanische Präsident Roh, Japans Koizumi und US-Außenminister Colin Powell in Seoul getroffen, um sich auf eine multilaterale Verhandlungsstrategie zu einigen, die insgesamt zehn Staaten umfassen sollte.

Die jüngsten Ereignisse beweisen, dass es Powell nicht gelungen ist, Seoul für diese Gangart zu gewinnen. Präsident Roh hat sich in den vergangenen Wochen dem Standpunkt von China und Russland angenähert und plädiert immer deutlicher für direkte Gespräche zwischen den USA und Nordkorea. Washington will solche Gespräche erst aufnehmen, wenn Nordkorea sein geheimes Atomwaffenprogramm stoppt, das die Ursache der gegenwärtigen Krise ist. Pjöngjang seinerseits forderte Washington mehrmals auf, einem Nichtangriffspakt zuzustimmen. Auch wertet Nordkorea ein vorgestern begonnenes jährliches Manöver südkoreanischer und amerikanischer Truppen als Kriegsvorbereitung.

Wie gefährlich die Konfrontation auf der koreanischen Halbinsel inzwischen geworden ist, verdeutlichte ein Zwischenfall vom Wochenende, als vier nordkoreanische Kampfjets ein US-Spionageflugzeug über dem Japanischen Meer bedrängt hatten. Dabei näherten sich die Jets teilweise bis auf 15 Meter, was selbst unter gut trainierten Kampfpiloten als haarsträubend gefährliches Manöver gilt. Die USA hielten den Zwischenfall mehr als zwei Tage geheim und kündigten erst dann an, offiziellen Protest gegen Nordkoreas Vorgehen einlegen zu wollen.

Die Unsicherheit der USA gegenüber Pjöngjangs Drohgebärden ist auch in den US-Medien zum Thema geworden. Laut Washington Post und Los Angeles Times neigt die Bush-Regierung inzwischen dazu, Pjöngjangs Entwicklung von Atomwaffen zu dulden, da sie nicht mehr zu verhindern sei. Die jüngste US-Abschreckungsstrategie solle nur verhindern, dass das verarmte Land diese Waffen verkaufe.