Lecker bei Bewusstsein

Bauernopfer & Co.: Die 4. Umwelt Filmtage beschäftigen sich unter dem Titel „Schokoladenstücke“ mit Vermarktung, gentechnischer Zurichtung und Verarbeitung der sündigen Süßen

Wenig Filmkunst, viel Information bei den Schokoladen-Filmtagen

taz ■ “Mund auf! Augen zu?“ heißt der Untertitel einer Reihe von Filmvorführungen und Vorträgen, die von Freitag bis Dienstag im Lagerhaus und im Kino 46 stattfinden. Und in der Tat benennt der Slogan das Dilemma sozial- umweltbewusster Schleckermäulchen, denn jedes süße Stückchen Schokolade wird einem durch eine Prise schlechten Gewissens verbittert.

Bei uns nämlich sind Süßigkeiten nur deshalb so günstig zu haben (heute ist Schokolade eher billiger als etwa vor zehn Jahren), weil die Preise für den Roh-Kakao so niedrig gehalten werden, dass die Pflücker und Kleinbauern in Lateinamerika für Hungerlöhne arbeiten müssen. Das ist bei Kaffee, Tee und Südfrüchten zwar das Gleiche, da aber in Bremen zurzeit durch die erfolgreiche Ausstellung im Übersee-Museum quasi das große Schokoladen-Jahr angebrochen ist, hat das Team der Filmtage aufs gleiche Pferd gesetzt.

Zum vierten Mal werden inzwischen vom Verein „ÖkoStadt e.V.“ die Internationalen Umwelt Filmtage in Bremen veranstaltet, diesmal in Kooperation mit dem Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz), dem Kulturzentrum Lagerhaus und dem Kino 46, das alle Filme zeigt. Anders als bei den meisten Filmtagen, wird hier kaum Filmkunst geboten, es geht tatsächlich um Information. Man merkt das schon an solchen eher prosaischen Filmtiteln wie „Kakao zwischen Bio und Börse“ (Sa., 18.30), „Gesünder essen und geniessen – Was ist dran an Biolebensmitteln“ (Mo., 18.30), der zusammen mit „Was in unserem Essen steckt“ gezeigt wird. Für dieses 44 Minuten lange Feature hat Regisseurin Karin Haug im vorletzten Jahr den europäischen Fernsehpreis „Ökomedia“ bekommen.

Zwischen 20 und 50 Minuten lang sind die meisten von diesen meist für das Fernsehen produzierten Filmen, die deshalb jeweils in Doppel- oder Triple-Programmen gezeigt werden. Mit dem Leitthema „Schokoladenstücke“ haben einige von ihnen nur noch sehr entfernt etwas zu tun. In „Spiel mit dem Bauernopfer“ (Di., 18.30) geht es etwa ganz global darum, welche Probleme der globale Wettbewerb den Bauern in Europa, Nord- und Südamerika bereitet, und „David gegen Goliath“ (Di., 21.15) zeigt die Gegenaktionen von friedlichen Globalisierungsgegnern, die von den Massenmedien oft ignoriert werden. Andere Filmblöcke haben Titel wie „Gentechnik in der Nahrung“ (So., 18.30), „Was ist dran an Biolebensmitteln“ (Mo., 18.30) und „Utopien und neue Wege“ (20.30).

Ein wenig kulinarisch wird es dann aber doch noch, etwa bei der Eröffnung heute Abend um 19.00 im Kino 46. Nach der Rede von Umweltsenatorin Christine Wischer gibt es Werbekurzfilme aus den 20er Jahren, einen Lehrfilm mit dem Titel „Süßes Licht“, in dem die Lust auf Süßes streng wissenschaftlich geklärt wird und die Dokumentation „Die Kakaomacher“ des Brasilianers Sergio Goldenberg, die Anbau, Verarbeitung und Verkauf der Kakaobohnen beschreibt. Nach den Filmen werden „kleine Leckerbissen“ gereicht, die man dann wohl mit einem ganz anderen Bewusstsein schleckern wird. Wilfried Hippen

Das gesamte Programm finden Sie im Internet unter www.oekobuero-bremen.de/umweltfilmtage