Farbeimer und Fritten

Aus transatlantischer Freundschaft ist morgen eine Wahl-Party fällig – eine Anleitung zum Feiern und Wachbleiben

Seien Sie beruhigt: Noch haben Sie Zeit zum Einkaufen. Denn so anmutig, witzig und voller Esprit Sie auch sind: Das macht nicht satt. Mit der weltweit geschätzten cuisine américaine und animierender US-Nichtwähler-Belustigung hält jeder Ihrer Gäste durch. Und Sie müssen morgen lange durchhalten.

So entscheidend diese Wahl für die Welt ist, so entscheidungsfreudig sollten Sie sein, wenn es um das lukullische Experimentieren und die mehr oder weniger opulente Ausschmückung der Räume für den erhofften kollektiven Jubel geht.Unerlässlich:

✪ Weg mit unentschiedenem Weiß oder Beige. Gönnen Sie sich kräftige Farben, streichen Sie Ihr Wohnzimmer neu – vor der Party oder noch besser mit Ihren Gästen. Entweder republikanisch rot oder demokratisch blau. Und wenn Sie sich mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner nun gar nicht auf einen Kandidaten (Farbe) einigen können, ist die Lösung: gestreift. Das ist Change you can live in.

✪ Vergessen Sie an diesem Tag den Brokkoli. Haben Sie Mut zu viel Fett und reichlich Zucker. Lassen Sie das Popcorn knallen, kippen Sie literweise Cola in sich hinein, knabbern Sie Maiskolben, mampfen Sie Hot Dogs und Cheeseburger, Spare Ribs und Chicken Wings. So eine Entschuldigung, aus transatlantischer Freundschaft und beherzter neuer Annäherung heraus einmal all das essen zu können, was Sie sich sonst verbieten, kommt erst in vier Jahren wieder. Und je nachdem wie sehr Sie das ganze politisch aufladen, das Kauen gar zu einem Statement machen wollen, greifen Sie für die Fritten an diesem Abend ausschließlich zu Produkten der Marke McCain.

✪ Partyspiele für Kopf und Körper: Streifen Sie Boxhandschuhe über und praktizieren Sie nicht allzu aggressives, aber dennoch belebendes Bush-Bashing (Bush nennen Sie jeweils Ihr Gegenüber). Spielen Sie trotz Krise weiter Monopoly. Fordern Sie sich gegenseitig mit den von Halloween übrig gebliebenen Kürbissen bei einem Kandidaten-Schnitzwettbewerb heraus. Entdecken Sie die Freuden des Line-Dancings oder bowlen Sie die ganze Nacht hindurch im Flur. Zum Schluss ein Rollenspiel, um alle aus dem Haus zu jagen: Erklären Sie einfach jeden zum nächsten Präsidenten, lassen Sie deren Jubel kurz zu und fordern Sie dann auf, mit dem Aufräumen nach Bush doch bitte umgehend anzufangen. FELIX RETTBERG