berliner szenen Grand Prix im Eiszeitkino

Beck’s douze points

Als nur konsequente Fortführung der taz-douze-points-Kampagne gibt es Freitagabend auch noch ein gemeinsames Vorausscheidung-gucken-und-dabei-Beck’s-trinken-Event im Eiszeit Kino. 80 Berliner sind gekommen, obwohl gleich drei Leinwände die Show aus Kiel zeigen, ist nur ein Kino gefüllt, der Rest bleibt leer. Ausgelassenheit findet woanders statt, hier herrscht ruhiges Beobachten der Ereignisse. Ein wenig Begeisterung entsteht nur in den campen Momenten, egal ob das asiatische Dance-Häschen von Lou hüpft und grinst oder der Britney-Spears-meets-Rammstein-Auftritt von Troje mit Feuerwerk aus dem Gitarrenhals endet.

Wobei die Einschätzung „Grand Prix, das ist doch so ’n schwules Ding“ hier eindeutig nicht zutrifft. Camp wird zwar registriert, aber der Modus dabei ist distanzierend, statt die eigene Lust am sündigen Vergnügen Eurovision zu inszenieren: Es wird eindeutig aus- und nicht mitgelacht.

Der Auftritt von Senait als Höhepunkt? Unterstützungslaute kommen nur aus der Ecke vorne links, in der sich einige taz-Gehaltsempfänger aufhalten. Weiter hinten wird der schlechte Sound von Senait kennerhaft kommentiert: „Gott, die singt ja nur aus der Kehle, da werd ich ganz wahnsinnig.“ Offensichtlich ist die Leser-Blatt-Bindung doch nicht so groß, dass es zum Jubeln reicht. Ein paar Handys werden dann zur Abstimmung gezückt. Auch als der fahrige Moderator Bulthaupt Lou als Gewinnerin verkündet, keine Reaktion. Man kann das abgestandene Bier auf einmal riechen. Es bleibt nur noch, träge sitzen zu blieben, das geniale Abba Documentary anzusehen und dann still nach Hause zu gehen. Baudrillard behält Recht, der Grand Prix findet nicht statt. DANIEL BOESE