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: Frauen im toten Winkel

„Unverhüllt – Afghanische Frauen im Aufbruch“, Sonntag, 22.40 Uhr, 3sat

„Ich bin davon überzeugt, dass wir in Zukunft wieder eine große Rolle spielen werden“, lächelt die Lehrerin und meint damit Frauen und Mädchen in Afghanistan. Sie unterrichtet wieder Schülerinnen, aufgeweckte Mädchen mit fast unstillbarem Nachholbedarf – bekanntlich hatten sie während der Taliban-Herrschaft fünf Jahre lang Hausarrest. Die ZDF-Reporterin Sabine Platz war mit einem Filmteam in Afghanistan und hat Frauen gesucht und gefunden, die von ihren neuen und alten Rechten Gebrauch machen wollen. Doch an der Frauenstation in Kabul sieht man, wie viel noch in dem kriegszerstörten Land zu tun ist: die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal, die Sanitäranlagen zerstört oder verschmutzt, die Station ist überbelegt und unterbesetzt.

Das Team besuchte auch eine Stoffverarbeitungsfabrik mit Ausbildungszentrum für Frauen. Dort sitzen vor allem Kriegswitwen, die nun auf sich allein gestellt sind und versuchen, als Stickerinnen, Näherinnen und Wollspinnerinnen sich und ihren Kinder ein Leben zu ermöglichen. Für drei Kilo gesponnene Wolle bekommen sie einen Dollar – fast unmöglich, damit seine Familie zu ernähren. Eine weitere Station ist das mit Hilfe der internationalen Schutztruppe gegründete „Radio Free Afghanistan“. Hier trifft man auf eine Moderatorin, die nebenbei die Frauenzeitung Malalai herausbringt, das erste Frauenmagazin nach dem Sturz der Taliban, mit Infos zu Frauenrechten und Tipps für die Erziehung. Und auch eine kleine Journalistenschule ist entstanden, in der junge Mädchen sich als Kamerafrauen und Reporterinnen ausbilden lassen können.

Platz’ Film ist die genaue, sachliche Beobachtung eines Landes mit ungewisser Zukunft und trauriger Vergangenheit. Dass er sich mit den schwächeren der Kriegsverlierer beschäftigt, ist und bleibt elementar – denn von afghanischen Frauen hört man nach wie vor kaum etwas. Dass 3sat den Film sogar einen Tag nach dem 8. März zeigte, lässt hoffen, dass die Botschaft, Frauen immer und überall als Thema und Priorität zu integrieren und zu beachten, vielleicht endlich einmal angekommen ist. JENNI ZYLKA