Niederlage der Neonazis

Nach dem Bochum-Spiel wiesen Bremer Fans in ihrem Fanblock eine Handvoll Bremer Neonazis in die Schranken

Die Unruhe unter den Werder-Fans war nach dem 0 : 0 beim VfL Bochum groß: Pfiffe und lautstarke Rufe schallten durch das Ruhrstadion. „Wir sind Bremer und ihr nicht“, klang es aus dem vollgepackten Gästeblock. Die Bremer Spieler, die sich bei den mitgereisten Fans für die Unterstützung bedanken wollten, machten nach wenigen Metern wieder kehrt. Später stellte sich heraus, dass sich die Rufe gegen eine handvoll Rechtsradikale wandten, die sich unter die Werder-Fans gemischt hatten. Nach dem Spiel entrollten sie unter anderem ein Transparent mit der Aufschrift „Pro Rassismus“.

Ein großer Teil der rund 3.000 Bremer Fans schritt gegen die Neonazis ein. Der Ordnungsdienst war überfordert. Später griff die Polizei ein und führte acht Neonazis unter den „Nazis Raus“-Rufen der Anhänger beider Fanlager über das Spielfeld ab. Nach Polizeiangaben gehören die Neonazis zur Gruppe „Nordsturm Hansestadt Bremen“.

Die rechten Störer kommen aus Bremen. Beobachtern zufolge sollen sie aus dem Umfeld des Neonazi-Kaders Hannes Ostendorf, Sänger der Bremer Rechtsrock-Band „Hungrige Wölfe“ stammen. Ostendorfs Bruder Henrik, ein bekannter Bremer Hooligan, betreibt die unter rechtsradikalen Fußballfans beliebte Marke „Sport Frei“.

„Bei uns haben sich Fans als Nazis geoutet. Diese sind von anderen Fans gepackt worden“, bilanzierte Werder-Sportchef Klaus Allofs. „Eine gute Aktion unserer Fans. Sie haben gezeigt, dass sie sich mit so etwas nicht identifizieren.“

Die Anti-Rassismus-Kampagne des Vereins scheint an der Basis der Fans angekommen zu sein. Ende Oktoberwar Werder für seine Initiative mit dem „Julius-Hirsch-Preis“ des Deutschen Fußball-Bunds ausgezeichnet worden. Julius Hirsch, deutscher Nationalspieler jüdischen Glaubens, war 1943 in Auschwitz ermordet worden. HOLGER PAULER