Ein Herz für Dana

Die überregionalen Feuilletons behaupten, Hamburgs Kultursenatorin kümmere sich nicht um ihre Stadt. Stimmt nicht. Dana Horáková gibt alles. Ihre Pressestelle muss sogar Überstunden machen

von STEFAN KOLDEHOFF

Wer hat eigentlich das böse Gerücht aufgebracht, Dana Horáková interessiere sich nicht für das, was in ihrer Stadt vorgeht? Stimmt doch gar nicht. Ganz im Gegenteil: Die Frau ist so rege, wie man es sich besser kaum wünschen könnte. Das jedenfalls verkündet in schönster Regelmäßigkeit ihre Pressestelle – und zwar seit genau jenem Zeitpunkt vor einigen Wochen, an dem die Vorwürfe laut wurden, die Senatorin meide die Öffentlichkeit und lasse sich nirgends blicken.

Kein Tag vergeht seither ohne ein E-Mail, in dem der Pressesprecher von Dana Horáková ausführlich deren aktuelle Aktivitäten auflistet. Einige Beispiele aus den vergangenen Wochen:

– 25. Februar: Dana Horáková legt Grundstein für den Erweiterungsbau des Kulturpalastes Billstedt.

– 26. Februar: Dana Horáková präsentiert erste Kinder-Kultur-Zeitung.

– Ebenfalls 26. Februar: Dana Horáková gibt die Träger der Hamburger Musikclub-Preise bekannt. Zitat: „Bei meiner nächtlichen Tour durch Hamburger Live-Clubs im Januar haben mich die Jazzer und Rocker mit ihren Performances stark beeindruckt.“

– 27. Februar: Dana Horáková besucht 6. Benefiz-Soirée des Zonta-Clubs Hamburg.

– Dana Horáková besucht Ausstellungseröffnung.

– 6. März: Dana Horáková trägt sich in das Goldene Buch von St. Nikolai ein.

– 7. März: Dana Horáková vor Ort im Rap-Unterricht.

– 11. März: Dana Horáková überreicht Verdienstorden.

Ja, da kann doch niemand ernsthaft behaupten, die Senatorin sei nicht aktiv, oder, wie es die FAZ so böse formulierte: „Seit einem Jahr kommt die Hamburger Kulturpolitik ohne Worte aus.“

Gut, es gab ein paar Ereignisse, die nicht wirklich Erfolge waren: Der Generalmusikdirektor der Hamburger Staatsoper, Ingo Metzmacher, hat die Brocken hingeworfen. Der Vertrag mit dem designierten neuen Intendanten der Kammerspiele, Dominique Horwitz, ist geplatzt. Mit der gesamten freien Kulturszene der Hansestadt hat sich die Senatorin überworfen, seit sie vollmundig das Primat des Massengeschmacks forderte und verkündete, sie wolle „herausfinden, welche Kultur der Steuerzahler braucht und wünscht“. Und die Leiter der Hamburger Museen beklagen sich seit über einem Jahr darüber, dass ihre oberste Dienstherrin bislang noch nicht einmal Zeit für einen Antrittsbesuch gefunden habe.

Wie sollte sie aber auch, Dana Horáková hat doch so viel anderes zu tun: Über ein Terrormuseum im Stadtteil Harburg dachte sie öffentlich nach, und über ein Aquadrom in der neu entstehenden HafenCity: eine Mischung aus Konzerthaus und Aquarium. Und dann sind da noch der Kulturpalast Billstedt, die Kinder-Kultur-Zeitung und das Goldene Buch von Sankt Nikolai.

Nein, wer ihr vorwirft, sie kümmere sich nicht, der tut Dana Horáková bitter unrecht. Als ihr Chef, der Regierende Bürgermeister Ole von Beust, seinerzeit verzweifelt nach einer Kultursenatorin suchte – im Gespräch war unter anderem die Schlagersängerin Vicky Leandros –, da wurden seine Bemühungen akribisch dokumentiert: Das Hamburger Abendblatt druckte damals eine tägliche Kolumne, in der die Tage ohne Kultursenatorin beschrieben wurden.

Den gleichen Anspruch auf Würdigung ihrer Arbeit sollte nun auch die Amtsinhaberin geltend machen können: eine tägliche Rubrik müsste es geben, in der ihre Pressemitteilungen abgedruckt und damit die bösen Vorwürfe gegen sie widerlegt werden. Eines schließlich wissen wir Journalisten jetzt: Die Pressestelle der Hamburger Kultursenatorin arbeitet – und zwar fleißig und regelmäßig.