Der Bundesbank ist Bildung Gold wert

Zentralbanken halten seit eh und je Goldreserven. Das bringt Sicherheit, aber keine Rendite. Bankchef Welteke denkt nun über gewinnbringende Anlage nach. Erlös soll in Bildungsprojekte fließen. Doch zuvor müsste man das Bundesbankgesetz ändern

VON HERMANNUS PFEIFFER

Die Bundesbank will einen Teil ihrer Goldreserven verkaufen und das Geld in Bildung und Forschung investieren. Der mögliche Erlös beträgt über 6 Milliarden Euro. Bankchef Ernst Welteke sucht nun das Gespräch mit der Bundesregierung. Dafür steht ausreichend Zeit zur Verfügung, denn erst ab September kann die Bundesbank wieder frei über die Goldreserven verfügen.

Schuld daran ist die Bank von England, die 1999 begann, ihren Schatzkeller zu räumen. Dadurch drohte der Goldpreis immer tiefer in den Keller zu rutschen, sehr zum Ärger der anderen Notenbanken. Wenige Wochen nach diesem Schock einigten sich Bundesbank, die Interessenvertretung der globalen Goldproduzenten World Gold Council (WGC) und vierzehn europäische Zentralbanken darauf, bis September 2004 pro Jahr maximal 400 Tonnen zu veräußern. Das entspricht insgesamt einem Sechstel der jährlichen Weltförderung. Seither verdoppelte sich der Goldpreis von 200 auf über 400 Dollar pro Feinunze, wozu auch die unsichere Weltlage beitrug. Gold gilt unter Spekulanten zwar nicht als Rendite-Renner, aber als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Keine Überraschung also, dass nicht allein die Bundesbank gerne möglichst bald Kasse machen möchte, um den Hochkurs des gelben Metalls auszunutzen.

600 Tonnen Gold will Bundesbankboss Welteke auf fünf Jahre verteilt an Anleger und Banken verscherbeln. Dazu soll das internationale Goldabkommen bis 2009 fortgeschrieben werden. Deutschland hält mit insgesamt rund 3.400 Tonnen nach den USA die zweitgrößten Goldreserven der Welt. Erst im Dezember hatte die Bundesbank den Wert ihrer Goldreserven mit 36,5 Milliarden Euro beziffert. Seither ist der Kurs noch weiter gestiegen. Dieser Schatz hatte in der Vergangenheit andauernd Begehrlichkeiten in Politik und Wirtschaft geweckt.

Bereits seit Monaten signalisiert Bundesbanker Welteke Verkaufsabsichten. Dass die Bank über die Reserven verfügen kann, steht dabei offenbar außer Frage: Das von der Bundesbank verwaltete Gold sei Vermögen, das mit außenwirtschaftlichen Überschüssen über Jahrzehnte erarbeitet worden sei, heißt es in einer Mitteilung. „Es ist daher konsequent, wenn über dieses Vermögen in einer Art disponiert wird, die seinen Substanzerhalt gewährleistet.“ Auch künftige Generationen sollen einen Nutzen daraus ziehen. Laut Agenturberichten will Welteke deshalb das Gold in andere Finanzanlagen umschichten, die Zinsen abwerfen. Diese Erträge sollen dann in Bildungs- und Forschungsprojekte fließen. Gewinne aus Goldverkäufen kommen bislang dem Bundeshaushalt zugute. Damit die Notenbank die Volksbildung sponsern kann, müsste zunächst das Bundesbankgesetz geändert werden.

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