„Meine Botschaft: Der Tyrann wird bald verschwunden sein“

Die ultimative Aufforderung des US-Präsidenten an die irakische Staatsführung, in 48 Stunden das Land zu verlassen: George W. Bushs Kriegsankündigung in Auszügen

„Die Vereinigten Staaten von Amerika haben das souveräne Recht, Gewalt einzusetzen, um ihre nationale Sicherheit zu garantieren. Diese Pflicht fällt auf mich, den Oberbefehlshaber. Durch den Eid, den ich geschworen habe, durch den Eid, den ich halten werde. (…)

Heute kann womöglich keine Nation beanspruchen, dass Irak abgerüstet hat. Und er wird nicht abrüsten, solange Saddam Hussein an der Macht ist. Die USA und ihre Verbündeten haben sich in den letzten viereinhalb Monaten im Sicherheitsrat darum bemüht, die seit langem feststehenden Forderungen dieses Rates zu erzwingen. Einige ständige Mitglieder des Sicherheitsrates haben aber öffentlich erklärt, dass sie gegen jede Resolution ihr Veto einlegen werden, die die Abrüstung Iraks erzwingt. Diese Regierungen teilen unsere Bewertung der Gefahr, aber nicht unsere Entschlossenheit, ihr zu begegnen.

Viele Nationen haben jedoch die Entschlossenheit und die Kraft, gegen diese Bedrohung des Friedens vorzugehen, und jetzt sammelt sich eine breite Koalition, um die gerechten Forderungen der Welt durchzusetzen. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden, daher werden wir uns unserer Verantwortung stellen. (…)

All die Jahrzehnte der Täuschungen und Grausamkeiten werden nun zu Ende gehen. Saddam Hussein und seine Söhne müssen den Irak binnen 48 Stunden verlassen. Sollten sie sich weigern, zieht dies einen militärischen Konflikt nach sich, der zu einem Zeitpunkt unserer Wahl beginnt.

Viele Iraker können mich heute Abend in einer Rundfunkübertragung übersetzt hören, und ich habe eine Botschaft für sie (…). In einem freien Irak wird es keine Aggressionskriege gegen seine Nachbarn mehr geben, keine Giftfabriken, keine Hinrichtungen von Dissidenten, keine Folterkammern und keine Vergewaltigungsräume. Der Tyrann wird bald verschwunden sein.

Es ist zu spät für Saddam Hussein, an der Macht zu bleiben. Für das irakische Militär ist es noch nicht zu spät, ehrenhaft zu handeln und das Land zu schützen, indem es die Koalitionstruppen friedlich ins Land lässt (…).

Und alle irakischen Militärs und Beamte sollten bei dieser Warnung genau hinhören. Bei jedem Konflikt wird Ihr Schicksal von Ihren Handlungen abhängen. Zerstören Sie keine Ölquellen (…). Befolgen Sie keinen Befehl zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen irgendjemanden, auch nicht gegen das irakische Volk.

Kriegsverbrechen werden verfolgt, Kriegsverbrecher werden bestraft. Und es ist keine Entschuldigung zu sagen: „Ich habe nur Befehle befolgt.“

Aus Verzweiflung könnten Saddam und Terroristengruppen versuchen, terroristische Operationen gegen das amerikanische Volk und unsere Freunde zu verüben. Diese Angriffe sind nicht unausweichlich. Sie sind allerdings möglich. Und diese Tatsache untermauert die Gründe dafür, warum wir nicht unter der Drohung einer Erpressung leben können. Die terroristische Bedrohung Amerikas und der Welt wird in dem Augenblick abnehmen, in dem Saddam Hussein entwaffnet ist.

Die Sache des Friedens zwingt alle freien Nationen dazu, neue und unbestreitbare Realitäten anzuerkennen. Im 20. Jahrhundert haben einige sich dafür entschieden, mörderische Diktatoren zu beschwichtigen, und ließen es zu, dass sich deren Drohungen zu Völkermord und globalem Krieg auswachsen konnten. In diesem Jahrhundert, in dem böse Männer chemischen, biologischen und nuklearen Terror planen, kann eine Beschwichtigungspolitik zu einer Zerstörung führen, wie sie auf dieser Erde niemals zuvor stattgefunden hat.

Terroristen und Terrorstaaten äußern diese Drohungen nicht mit angemessener Frist, in förmlichen Erklärungen. Und solchen Feinden zu antworten, nachdem sie zugeschlagen haben, ist keine Selbstverteidigung, das ist Selbstmord. Die Sicherheit der Welt erfordert es, Saddam Hussein jetzt zu entwaffnen.

Indem wir (Irak) die gerechten Forderungen der Welt aufzwingen, werden wir auch den Verpflichtungen unseres Landes gerecht. Anders als Saddam Hussein glauben wir, dass das irakische Volk Freiheit verdient und ihrer fähig ist. Und wenn der Diktator verschwunden ist, kann es im ganzen Nahen Osten ein Beispiel für eine vitale, friedliche und sich selbst regierende Nation sein. Die USA werden mit anderen Ländern daran arbeiten, Freiheit und Frieden in der Region voranzubringen. Unser Ziel wird nicht über Nacht erreicht werden, aber es ist mit der Zeit möglich. (…) DPA/AP