Bomben auf Bagdad

USA beginnen mit dem Angriff auf den Irak. Saddam Hussein ist offenbar noch am Leben. George W. Bush prognostiziert längeren Krieg. Weltweit herrschen Betroffenheit und Kritik

Bagdad/Washington/Berlin dpa ■ Erste US-amerikanische Spezialtrupps sind in den Süden des Irak eingedrungen. Gleichzeitig bombardieren Flugzeuge die Flugverbotszone im Süden und Norden des Irak. Weitere Vorstösse der Soldaten sind absehbar. Um 3.33 Uhr MEZ, etwa 90 Minuten nach dem Auslaufen des amerikanischen Ultimatums an den Irak, hatten die ersten Schläge gegen den irakischen Machthaber Saddam Hussein begonnen. US-Streitkräfte feuerten Marschflugkörper und Präzisionsbomben auf den vermuteten Aufenthaltsort Saddams in Bagdad. Fast gleichzeitig begannen US-Soldaten mit Attacken auf Afghanistan. US-Präsident George W. Bush warnte, ein langer Krieg könne bevorstehen.

Der irakische Informationsminister Mohammed Sajjid el Sahhaf erklärte später, Saddam habe den Angriff überlebt. Das beweise seine spätere Fernsehrede. Das Pentagon zeigte sich aber überzeugt, dass mehrere irakische Militärführer getötet worden seien. Dafür gebe es einige Hinweise, meldete der US-Nachrichtensender CNN. Mehrere Experten, darunter der frühere britische Verteidigungsminister Michael Portillo, sagten jedoch, offenbar sei die amerikanische Absicht, die irakische Führung mit einem Schlag auszuschalten, nicht erfolgreich gewesen. Es habe einen Toten und 14 Verletzte gegeben, berichteten irakische Stellen.

Der Ausbruch des Krieges löste in aller Welt Betroffenheit und in vielen Ländern Kritik aus. In Deutschland wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Bundeskanzler Gerhard Schröder bedauerte vor der SPD-Fraktion, dass es keine friedliche Lösung gegeben habe. „Krieg ist immer die Niederlage der Politik“, sagte der Kanzler.

CNN und die israelische Zeitung „Haaretz“ meldeten den Einsatz von US- Spezialtruppen im Süden und Westen des Irak zur Vorbereitung einer Invasion bzw. zur Suche nach Scud-Raketen. Außerdem wurden US- Medienberichten zufolge militärische Anlagen und Schaltzentralen mit 40 Marschflugkörpern angegriffen. Saddam wandte sich kurz nach Beginn des Krieges in einer Fernsehansprache an die Iraker und erklärte den „Heiligen Krieg“ gegen das „amerikanisch-zionistische Bündnis“. Nach Ansicht von Experten war es wahrscheinlich eine “Direktübertragung“. Die irakische Armee feuerte als erste Antwort mehrere Raketen auf den Norden Kuwaits, wo rund 200.000 amerikanische und britische Soldaten stehen.