Ende der Integration

Arbeitsamt bedroht Projekt zur Integration behinderter Jugendlicher. Denen bleibt dann keine Wahl mehr: Nur Schule und dann Werkstatt

von SANDRA WILSDORF

Als sich die Pädagogen und Wissenschaftler zur Bundesfachtagung „Integration in Bildung und Beruf“ der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Hamburg verabredet hatten, da dachten sie noch, sie träfen sich, um Erfolge zu feiern. Doch nun steht die Fachtagung am kommenden Wochenende unter neuen Vorzeichen. Denn die Früchte jahrzehntelanger Bemühungen um die Integration behinderter Jugendlicher in Schule und Beruf sind in Gefahr.

In Hamburg soll nach Angaben der GEW die Hälfte der 2000 Plätze für Berufsvorbereitung benachteiligter und behinderter Jugendlicher wegfallen. Eine bundesweit einmalige Einrichtung von der Gesellschaft für Berufsbildung und der staatlichen Berufsschule Eidelstedt steht vor dem Aus. Hier werden behinderte und benachteiligte Jugendliche auf das Berufsleben vorbereitet. Sie betreiben ein Bistro an der Jugendmusikschule, einen Kinder-Secondhandladen und ein Büro. Die behinderten Jugendlichen bleiben meist zwei Jahre und machen dann ein einjähriges Praktikum, bei dem sie intensiv betreut werden. „Anschließend haben 60 bis 70 Prozent von ihnen eine Arbeit“, sagt Hartmut Schulze, Leiter der Gewerbeschule Eidelstedt.

Das Hamburger Arbeitsamt will die Förderung zum Sommer beenden. Den behinderten Jugendlichen bleibt nur die Schule – bis sie 18 sind – und danach die Werkstatt für Behinderte. Nicht nur, dass viele Eltern genau dagegen jahrzehntelang gekämpft haben. Gesamtgesellschaftlich ist es auch teurer. „Ein Werkstatt-Platz ist mit 1500 Euro monatlich bezuschusst. Außerdem bekommt der Jugendliche Sozialhilfe“, sagt Achim Ciolek von der Hamburger Arbeitsassistenz.

Arbeitsamts-Sprecher Knut Börnsen sagt: „Uns blutet das Herz.“ Noch stehe nichts fest, aber die Ausschreibungen wurden zurückgezogen: „Wir können nicht mehr Geld ausgeben, als wir haben.“