Andere Branchen stehen besser da

2008 war bislang ein gutes Tarifjahr für die Arbeitnehmer. Nun aber macht sich die Finanzkrise bemerkbar

BERLIN taz ■ Tarifabschlüsse in der Metall- und Elektroindustrie waren seit Jahren die höchsten in Deutschland: Um knapp 30 Prozent wurden die Gehälter in der exportstarken Branche zwischen 1998 und 2007 erhöht. Damit hat die IG Metall fast doppelt so viel für ihre Mitglieder herausgeholt wie die anderen Einzelgewerkschaften etwa im Bau (plus 16,2 Prozent) oder im öffentlichen Dienst (plus 19,1 Prozent), ermittelte die Hans-Böckler-Stiftung.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat der IG Metall diesmal einen Strich durch die Rechnung ihrer Acht-Prozent-Forderung gemacht. Denn die Tarifabschlüsse anderer Branchen vor der wirtschaftlichen Krise liegen höher als der Metall-Abschluss von Sindelfingen. So ist die IG Metall hinter ihrem eigenen Tarifabschluss in der Stahlbranche geblieben. Dort verhandelte sie im Frühjahr 5,2 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von nur einem Jahr plus einer Einmalzahlung von 200 Euro. „Ohne Zweifel hat die Finanzkrise in dieser Tarifrunde ihre Spuren hinterlassen“, sagt Rainer Jung von der Böckler-Stiftung.

Bisher war es ein gutes Tarifjahr für die Arbeitnehmer. Die im ersten Halbjahr 2008 abgeschlossenen Tarifverträge bringen den Beschäftigten im Durchschnitt Einkommenserhöhungen von 4,6 Prozent, errechnete die Böckler-Stiftung. Positiv ins Gewicht fallen neben dem Stahl-Abschluss auch die Einigungen in der Chemieindustrie sowie im öffentlichen Dienst, der nach einigen Nullrunden wieder Einkommenserhöhungen verzeichnen konnte. In der Chemiebranche erstritt die IG BCE ein Plus von 4,4 Prozent für 2008 und ein Plus von 3,3 Prozent im nächsten Jahr. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst bekommen 3,1 Prozent ab diesem und nochmals 2,8 Prozent mehr Gehalt ab nächstem Jahr. TOK