Langes Sparmodell

GAL: Lehrerarbeitszeitmodell wird Schulen sterben lassen. Jede zehnte Haupt- und Realschule sei bedroht. Größere Klassen bei weniger individueller Förderung

Das von Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) verordnete Lehrerarbeitszeitmodell ist nicht nur für Lehrer ein Problem: Christa Goetsch, Fraktionsvorsitzende der GAL, hält es auch für katastrophal in Bezug auf Schüler und Eltern: „Weniger Zeit für Kinder – weniger Förderung und weniger Integration“, fasst sie die Folgen zusammen. Sie geht von einem Schulsterben aus: „Im Haupt- und Realschulbereich ist jeder zehnte Standort bedroht“, sagt Goetsch. Ähnliches gelte für die Grundschulen.

Denn weil die Behörde nicht nur die Arbeitszeit von Lehrern umverteilen, sondern dabei gleichzeitig drei Prozent der Stellen sparen will, hat das Modell einen gewaltigen Haken. Für jede Schule gibt es eine so genannte Basisfrequenz. Nur für die bekommt die Schule die entsprechende Anzahl an Lehrerstunden zugewiesen. Bei Hauptschulen liegt die beispielsweise bei 19,5 Schülern pro Klasse.

Bislang wurde beispielsweise Physikunterricht geteilt, um Versuche durchführen zu können. Und Kinder mit Migrationshintergrund haben in Förderstunden Deutsch gelernt. Selbstverständlichkeiten, die die Schule nun selbst erwirtschaften muss, indem sie Klassen mit deutlich mehr als 19,5 Schülern besetzt.

Nun ist dieser Wert ein Durchschnittswert. Tatsächlich waren 2001 durchschnittlich 20,5 Hauptschüler in einer Klasse. Vermutlich also gibt es Schulen, die nicht einmal die 19,5 erreichen, für die sie die volle Lehrerversorgung erhalten. „Das heißt, dass Standorte schließen müssen“, sagt Goetsch. Das Konzept der integrierten Haupt- und Realschule würde sich auf diese Weise „erledigen“. Und auch kleine Grundschulen müssten schließen: „Die Konsequenz ist eine drastische Einschränkung der individuellen Förderung.“

Aufzuhalten ist das Modell maximal noch durch massiven Protest. Bildungssenator Lange hat beschlossen, das Konzept ab diesem Sommer an allen Hamburger Schulen umzusetzen. Gegen die ausdrückliche Empfehlung der Kommission, die es erarbeitet hat – die riet, es zunächst an einigen Schulen auszuprobieren. Goetsch prognostiziert „absolutes Chaos“.

SANDRA WILSDORF