Krach hinter den Kulissen

Das Kino „Filmpalette“ im Kölner Eigelsteinviertel wird Ende Februar wieder eröffnet. Den neuen Betreibern wirft die Szene Unkollegialität und den nicht genehmigten Tanz auf zwei Hochzeiten vor

VON PETER HANEMANN

Auf den ersten Blick ist alles paletti. Die Kölner „Filmpalette“ schloss zum 31.Dezember und macht – anders als vor zwei Jahren das „Broadway“ – Ende Februar wieder auf. In der Zwischenzeit wird das Lichtspieltheater im Eigelsteinviertel technisch aufpoliert. Doch während sich die Kölner Filmfreunde auf die Wiedereröffnung freuen, gerät das neue „Filmpalette“-Team mit Joachim Kühn, Holger Recktenwald und Dirk Steinkühler in der Kölner Filmszene in die Kritik.

Die Crew ist personalidentisch mit dem Filmverleih „Real Fiction“, der im Kölner Filmhaus firmiert und dort mit seiner Filmkunst-Ware (unter anderem „Von Werra“, „Derrida“, „Die Reise nach Kafiristan“) auch einen Gutteil des Filmhaus-Kinoprogramms bestellt. Kühn ist zugleich Leiter dieses Kinos und somit Angestellter des Vereins Kölner Filmhaus.

Dessen Vorsitzender Klaus Keller moniert, dass es für Kühns Engagement in der Filmpalette keine Einwilligung gegeben habe. Der umtriebige Kinomann habe den Vereinsvorstand und die Geschäftsführung zwar über seine Absichten informiert, dann aber „einfach Fakten geschaffen“. Keller befürchtet nun, dass „im Filmhaus-Kino die Aufbauarbeit läuft und erfolgreiche Filme in der Filmpalette abgespielt werden“. Kühn dagegen sagt, dass zwei Kinos die „Erfolgschancen für einzelne Filme verbessern“. Kühn: „Wir gucken, wo die Filme am Besten untergebracht werden können.“ Nichtsdestotrotz will der Kinobetreiber zwischen Filmpalette und Filmhaus-Kino „einen klaren Strich ziehen“. Eine personelle Alternative zu Kühn ist für das Filmhaus nach Kellers Angaben nicht in Sicht. Filmhaus-Geschäftsführer Jochen Benz: „Eine sehr ungute Situation“.

Verärgert hat Kühn auch die Kino-Kollegen Martina und Dieter Borck, die die Filmpalette 1988 eröffnet hatten und in den nachfolgenden 15 Jahren mehrfach für ihr Filmkunst-Programm ausgezeichnet wurden. Als der Vermieter den Eheleuten vertragsgemäß zum 31.Januar kündigte, „gingen wir davon aus, dass wir die Filmpalette weiterführen konnten“, so Martina Borck. Kühn hatte die Borcks, die auch das Cinenova in Köln-Ehrenfeld betreiben, nicht informiert, dass er und seine Kollegen mit dem Vermieter längst handelseinig geworden waren. Kühn heute: „Ich hätte ja mal zum Telefonhörer greifen können.“ Gelegenheit, sich kurzzuschließen, hätte es auch bei den Meetings gegeben, zu denen Off Cologne als Verband mittelständischer Kultur-Wirtschaftbetriebe in Köln regelmäßig einlädt. Hier traf Kühn als Vertreter des Filmhaus-Kinos auf Martina Borck als Verbandsvorsitzende – und schwieg. Inzwischen werden die Belange des hauseigenen Kinos von Benz vertreten. Off Cologne-Sprecher Rainer Michalke urteilt: „Kühn hat den Grundkonsens unter Kollegen grob missachtet.“

Ungeachtet der Auseinandersetzungen geht der Umbau in der Lübecker Straße weiter. Eine neue Bestuhlung löst die unbequemen alten Sessel ab. Eine Ton- und Projektionstechnik wird eingebaut, mit der auch VHS-, Beta- und DVD-Material abgespielt werden kann. Dabei soll das Filmkunstkino, das mit Sternenhimmel, Wandbespannung und Kerzenlampen im Stil der 50er Jahre eingerichtet ist, seinen alten Charme bewahren, versprechen Kühn, Recktenwald und Steinkühler als neue Betreiber.

In die Umrüstung des Ex-Porno- und langjährigen Filmkunstkinos investieren sie 70.000 Euro. Die technische Ausbesserung wird von der Filmförderungsanstalt FFA mit einem Darlehen und von der Filmstiftung NRW mit Zuschüssen unterstützt.