Stinken wie die Kleinlaster

Die Edel-Offroader von Volkswagen, BMW und Mercedes sind nur mit einer Billig-Abgasreinigung ausgestattet. Deshalb werden sie wie Nutzfahrzeuge behandelt. Deutsche Umwelthilfe warnt Käufer vor ökologischen und finanziellen Folgen

von MANFRED KRIENER

Die neuen schweren Offroad-Fahrzeuge VW-Touareg, BMW X5 und Mercedes M-Klasse erfüllen in der Dieselversion nicht die aktuelle Abgasnorm Euro-3 und werden deshalb wie Kleinlastwagen behandelt. Diese Mutation zum Nutzfahrzeug bestätigte das Kraftfahrbundesamt (KBA) in Flensburg am Wochenende.

KBA-Sprecherin Angela Bartholmae sagte der taz, dass die Rechtslage die Möglichkeit biete, dass Fahrzeuge, die schwerer als 2,5 Tonnen seien und Euro-3 nicht erfüllten, „wie ein leichtes Nutzfahrzeug behandelt“ und steuerrechtlich der Euro-2-Norm zugeordnet werden. Das KBA sehe darin keinen Skandal: Deshalb „ist und bleibt der Touareg doch ein Pkw“.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) dagegen attackiert die Automobilkonzerne scharf. Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch spricht von „arglistiger Täuschung“ des Käufers. In der Öffentlichkeitsarbeit seien die Kunden nicht korrekt über die Autos und ihre Nichteinhaltung geltender Pkw-Abgasnormen informiert worden. Nicht nur der erhöhte Schadstoffausstoß sei problematisch. Den Kunden könnten auch erhebliche finanzielle Nachteile entstehen: Wer seinen neuen Touareg oder X5 ganz normal als Pkw bei der Zulassungsstelle anmelde, werde den Schwindel spätestens beim ersten Steuerbescheid merken. Der Fahrzeughalter, so Resch, müsse dann wegen der steuerrechtlichen Einstufung als Kleinlaster im Jahr 50 Euro mehr bezahlen.

Außerdem, vermutet die Umwelthilfe, habe ein solches Auto in einigen Jahren einen deutlich niedrigeren Wiederverkaufswert. Autos, die nur die Euro-Norm-2 erfüllten, würden dann womöglich am Markt ähnlich behandelt wie in vergangenen Jahren Modelle ohne Katalysator.

„Der finanzielle Schaden für den geprellten Fahrzeughalter kann sich auf mehrere tausend Euro addieren“, warnte Resch. Der Berliner Rechtsanwalt Remo Klinger denkt unterdessen an mögliche Klagen der Käufer. Die sollten ihre Verkaufsprospekte genau studieren. Sollte ihnen die Einhaltung der Euro-Norm-3 versprochen worden sein, müssten VW, BMW und Mercedes die ausgelieferten Fahrzeuge umrüsten. Gründe für die schlechten Abgaswerte sind offenbar Kosteneinsparungen. Während sonst jeder Chichi bis zur Erotik des Rallyestreifens zur Serienausstattung gehört, hat man bei der Abgastechnik gespart. DUH-Geschäftsführer Resch: Auf moderne Rußfilter habe man wegen Mehrkosten von zirka 400 Euro verzichtet.

Technisch sei die Einhaltung von Euro-3 kein Problem, erklärte gestern Axel Friedrich, Direktor der Verkehrsabteilung des Umweltbundesamts. Bei schwereren Autos mit entsprechend erhöhter Leistung müsse man zwar „mehr machen, um die Abgaswerte zu erfüllen, aber natürlich geht das“. Es sei ein Skandal, sagte Friedrich, dass heutzutage neue Fahrzeuge ohne vernünftige Abgasbehandlung gebaut würden. Dieselben Firmen, die hier auf Kosten der Umwelt eine Billiglösung anbieten, säßen alle drei im „World Business Council“ für nachhaltige Entwicklung und würden dort schöne Reden halten. Von VW war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.