Betr.: „Plutonium für Krümmel-Monster“, taz hamburg vom 27.03.2003

Abwegig

[In diesem Beitrag] wird der Kieler Landesregierung vorgeworfen, das Genehmigungsverfahren zum Einsatz von so genannten Mischoxid-Brennelementen (MOX) schweigend und ohne politische Führung abzuwickeln. Dieser Vorwurf ist abwegig.

Die Atomaufsicht der Reaktorsicherheitsbehörde wird unverändert atomkritisch und streng sicherheitsorientiert unter der Leitung der seit dem 01.03.2003 zuständigen Ministerin Heide Moser und ihres Staatssekretärs Horst-Dieter Fischer betrieben. Es gilt aber auch weiterhin, dass die politische Ablehnung des Einsatzes von MOX-Elementen die atomrechtlichen Rahmenbedingungen nicht außer Kraft setzt, nach denen der Einsatz grundsätzlich in Betracht kommt, wenn denn die atomrechtlichen Genehmigungsvoraussetzungen erfüllt sind. Dies ist auch von Energieminister Möller niemals bezweifelt worden. Der Prüfung dieser Voraussetzungen dient das anhängige Genehmigungsverfahren. Das müsste auch [dem Autoren] Herrn Carini aus seiner früheren Tätigkeit als Pressesprecher von Claus Möller noch geläufig sein. Insofern ist seine Unterstellung, die atomkritische Einstellung der Landesregierung habe nachgelassen, ebenfalls abwegig.

Böswillig missweisend ist die Aussage, das Ministerium schweige seit der zum 01.03.2003 in Kraft getretenen Umorganisation zu diesem Verfahren. In dem seit Anfang 2002 anhängigen Genehmigungsverfahren hat die Reaktorsicherheitsbehörde von Anfang an großen Wert auf Transparenz und eine umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit gelegt. Als einer der wichtigen Schritte in diesem Verfahren ist der im Oktober 2002 erfolgte Scoping-Termin zur Abwicklung der Umweltverträglichkeitsprüfung anzusehen, an dem neben Behörden, Verbänden und Gemeinden auch Bürgerinitiativen beteiligt waren. Die Öffentlichkeit ist selbstverständlich durch Pressearbeit der Landesregierung informiert wurden. Die derzeitig laufende förmliche Öffentlichkeitsbeteiligung belegt ebenso eindeutig wie selbstredend, dass die Landesregierung den Kurs der transparenten Öffentlichkeitsbeteiligung unverändert fortführt.

Falsch ist die Aussage: „In Krümmel lagern mehrere Tonnen des krebserregenden Ultragifts Plutonium, das bei der Wiederaufarbeitung der im Kraftwerk eingesetzten Brennelemente angefallen ist.“ Richtig ist, dass beim Einsatz von Brennelementen im Leistungsbetrieb darin Plutonium entsteht. Erst im Wege der Wiederaufarbeitung in Wiederaufarbeitungsanlagen kann dieses extrahiert werden. Eine Rückführung des reinen Plutoniums in das Kernkraftwerk Krümmel erfolgt nicht. Der mit dem Artikel vermittelte Eindruck, es lagerten Tonnen von reinem Plutonium in dem Kernkraftwerk Krümmel, ist unzutreffend.

Falsch ist auch die Aussage, dass jährlich 450 kg Plutonium aus der Wiederaufarbeitung von Brennelementen aus dem Kernkraftwerk Krümmel entstehen. Richtig ist, dass es sich um eine Größenordnung von ca. 220 – 230 kg Plutonium handelt, das jährlich im Wege der Wiederaufarbeitung entsprechender Brennelemente anfallen kann.

Randy Lehmann (Pressesprecherin im jetzt wieder für die Reaktorsicherheit zustän- digen Sozialministerium Schleswig-Holstein)