geläufig Anmerken und Verdichten

„Joyce notierte seine Gedanken zuerst auf Zettel, schrieb diese in ein Heft ab, mit einem Korrekturrand, in den er hineinschrieb. Er ließ dann diese Hefte abtippen, um wieder hineinzuschreiben. Das Hinein- und Umschreiben, Anmerken und Verdichten setzte er in jedem Stadium der Drucklegung fort. In den (von Hand) gesetzten Satz schrieb er ebenso hinein wie in den Umbruch und auch noch in die Endkorrektur. Eine Mühsal sondergleichen für die Schriftsetzer, für die jeder Schritt bedeutete, wieder von vorn zu beginnen.“ Dies berichtet Fritz Senn, der Leiter des James Joyce Zentrums in Zürich. Senn ist einer der vielen, die Joyce und seinen wunderbaren, wie beschrieben, stets verbesserten Sätzen verfielen, dem herrlichen Monolog der Molly Bloom in „Ulysses“, dem wunderbaren Anfang des „Kreuzworträtsel-Romans“ „Finnegans Wake“, der, da er fast nur aus Neologismen besteht, noch nicht ins Deutsche übertragen werden konnte – beziehungsweise schon, nur ist die „Übersetzung“ von Dieter Stündel eigentlich schon wieder ein eigenständiges literarisches Werk. Oder „Die Toten“, die großartige letzten Geschichte aus „Dubliners“. Man sieht, der Joycejames verführt zur Schwärmerei. Las er selbst, so sang der Autor, ein verhinderter Tenor, einige Passagen, erzählten die Zeitgenossen. Heute wird im Salon Neue Medien und Kunst aus dem „Ulysses“ gelesen, dazu werden kleine Köstlichkeiten und Whisky gereicht. Mal schauen, vielleicht wird ja auch gesingsangt. SUN

Actorscut.com Salon Neue Medien und Kunst, Willmanndamm 20, 20.07 Uhr