the return of the goldkettchen von GERALD FRICKE
:

Weiß eigentlich noch irgendjemand, dass die Saison 1982/83 das Goldkettchen-Jahr der großen Fußballbrüder in der Bundesliga war? Die beiden Rummenigges, der Kalle und der Michael, die fallen uns doch sofort ein; dazu gesellen sich die Förster-Buben Bernd und Karl-Heinz, Klaus und Thomas Allofs, Rüdiger und Volker Abramczik, Ditmar und Michael Jakobs, Heinz-Werner und Frank Eggeling sowie Michael und Thomas Opitz. Macht insgesamt sieben.

Fehlt jetzt nur noch der legendäre, unbekannte isländische B-Nationalspieler Magnus Bergs, dann haben wir die kleine Zeitreise rund. Über den hub mein tapferer Kreisliga-Kamerad Olaf neulich in der dampfenden Kabine an zu sprechen, nach dem Training. Aber beginnen wir von vorne.

Der fröhlich geduschte Fußballbaron setzte sich also neben mich auf die knarzharte Holzbank, ein weißes Lacoste-Handtuch um die Hüfte gewrungen. Ich suchte gerade den teuflischen Spielwitz in den unglaublichen sibirischen Weiten meiner Sporttasche. Den hatte ich schon lange verloren. „Mann, siehst du scheiße aus“, formulierte Olaf mit der Autorität eines Reifenhändlers.

„Tja, was soll man machen.“ – „Mal was anderes: Haste Haar-Gel mit?“ – „Na, klar, zwei Tuben extra-strong, könnte ja ’n schlechter Tag werden, heute!“ Olaf nickte. Nahm eine Tube, schraubte sie nachdenklich auf und sagte dabei: „Früher gab’s zu Haar-Gel-Werbung Saxofon-Musik. Richtig sexy. Weißte noch: St-St-St-StudioLine von L’Oréal!“ „O Gott, das weiß ich auch noch“, sagte einer. Sonst sagte keiner der Recken einen Ton. Es schnaufte, ächzte nur in piano. Einige begannen sich zu kratzen, um wenigstens ein hilfloses Geräusch in der Kabine zu erzeugen, andere zogen leise den Rotz hoch. Olaf sah mich an, blickte in die Ferne, sah mich wieder an. Blickte und schwieg. Es hing etwas Irres, Ungesagtes, Unvollendetes in der Luft, das spürten auch die letzten Ersatzspieler. So ähnlich war es früher ja auch im Latein-Unterricht.

Da plötzlich: „Hör mal, ich weiß noch ’ne lustige Geschichte zu Magnus Bergs, isländischer B-Nationalspieler bei Eintracht, Saison 84/85. Stürmer, aber kein einziges Tor. Weißte, wen ich meine?“ – „Na klar weiß ich das, weiß doch jeder“, kennerte ich erleichtert auf. Das hätte wahrlich schlimmer kommen können. „Na, dann erzähl doch mal die Geschichte, mein Ohrrüssel steht schon auf Hochfrequenzempfang, lass donnern, Mann!“ – „Pass auf. Ach nee …“ Mir klappten die Adiletten um. Was denn nun schon wieder?

„Nö. Sag ich jetzt nicht! Kein’ Bock.“ – „Was’n los?“ – „Kein’ Bock.“ – „Nu sach schon! Wie geht die Story mit Magnus Bergs?“ – „Nö, sag ich nicht. Nix sag ich. Sonst steht das nächste Woche inner Zeitung oder wasweißich! Da hab ich einfach keinen Bock drauf!“ Schade.

Apropos schade. Das „Goldkettchen“ aus der Überschrift war übrigens nur ein Anreißer! Aber der längst verwehte B-Nationalspieler Magnus Bergs aus dem verwunschenen und leicht exzentrischen Land trug sicher auch eins, nur werden wir es leider nie erfahren.