An das Gute glauben

Unfug und Wirklichkeit liegen dicht beieinander: In Peter Howitts Bond-Parodie „Johnny English“ gibt Rowan Atkinson den trotteligen Agenten, John Malkovich den Intriganten

Die Aufstiegsmöglichkeiten beim britischen Geheimdienst sind enorm. Jahrelang hat Johnny English von einer Karriere als Superspion geträumt und doch nur Büroarbeit verrichten dürfen. Als aber bei einem Attentat sämtliche Topagenten Ihrer Majestät auf einen Schlag recht unglücklich ihr Leben lassen, bekommt Johnny English endlich die Chance, im Dienst für die Heimat zu bestehen.

Man mag vielleicht meinen, dass English als Neuling noch die notwendige Erfahrung fehlt. Doch durch selbstsicheres Auftreten weiß er alle Bedenken zu zerstreuen. Sogleich erhält er einen wichtigen Auftrag, der höchste Konzentration und Umsicht erfordert: Die feierliche Präsentation der Kronjuwelen, die nach zeitintensiven Restaurationsarbeiten in Gegenwart der Queen der staunenden Öffentlichkeit präsentiert werden.

An dieser Stelle nimmt die Geschichte ihren unvermeidlichen Lauf und erfüllt ihre Hauptfigur erneut mit Leben. Denn eigentlich entstammt Johnny English einer Werbefilmreihe, in der Rowan Atkinson von 1992 bis 1997 für die Barclaycard einen Agenten spielte, der gewissermaßen unorthodox operierte. Jahre später haben sich nun die Autoren Robert Wade und Neal Purvis, die auch das Drehbuchuch zu „James Bond: Die Welt ist nicht genug“ zu verantworten haben, des beinahe vergessenen Agenten angenommen und ihn zum Anlass einer Bond-Parodie genommen. Dem Gegenstand angemessen, sind sie dabei recht schematisch ans Werk gegangen. Wie Bond braucht natürlich auch ein Bond-Parodist einen Bösewicht, der ihm zu schaffen macht. Der Bösewicht hört in diesem Fall auf den Namen Pascal Sauvage und ist ein schmieriger Franzose, der weltweit eine Kette von Gefängnissen unterhält. Leider ist Sauvage tendenziell größenwahnsinnig, was sich zunehmend als Problem erweist, da er tatsächlich über mehrere Umwege irgendwie Anspruch auf den englischen Thron hat. Also plant er, König von England zu werden, um das Land anschließend in das größte privatisierte Gefängnis zu verwandeln.

Gemessen an den Plänen herkömmlicher Bond-Bösewichter ist sein Vorhaben also durchaus realistisch. Mit original französischer Lebemannfrisur und leger schlabbernden Beinkleidern erlebt man John Malkovich als Bösewicht Sauvage in seiner schönsten Rolle. Auch das Bond-Girl, das in diesem Fall wohl als English-Girl zu bezeichnen wäre, erfüllt alle Kriterien, die ein Bond-Girl zu erfüllen hat. Beeindruckender als Halle Berry in „Stirb an einem anderen Tag“ ist hier jedenfalls Natalie Imbruglia als Lorna Campbell zu sehen.

Bemerkenswert ist auch, mit welcher Hingabe in „Johnny English“ landestypische Klischees ausgespielt werden: Verschlagene Franzosen und stumpfe Deutsche schmieden ein kontinentaleuropäisches Komplott; die Briten versuchen mit ihrem naiven Glauben an das Gute deutlich über ihren Möglichkeiten, die Welt vor größerem Schaden zu bewahren. So nah kann der Unfug mitunter an der Wirklichkeit sein. HARALD PETERS

„Johnny English“. Regie: Peter Howitt.Mit Rowan Atkinson, John Malkovich,Natalie Imbruglia u. a. England 2003,95 Minuten