Absturz an der Küste

Die Pleite-Handballer aus Stralsund und Essen kämpfen um ihre Existenz – und trennen sich friedlich 31:31

STRALSUND taz ■ Der Stralsunder HV hatte es aus der Verbandsliga bis in die Bundesliga geschafft. Mit einer winzigen Halle und kleinem Etat. Am Samstag hätten die Fans ihr Team fast zu einem Sieg getragen – 31:31 gegen TuSEM Essen. Doch Stralsund droht das gleiche Schicksal wie Essen: Insolvenz.

Als Jörg Dombdera im Sommer seinen Job als Manager beim Stralsunder HV angetreten hatte, wusste er nicht, dass der SHV zu einem Sanierungsfall verkümmert war. Es drücken Altschulden in Höhe von einer halben Million Euro, der aktuelle Etat von 1,2 Millionen ist zu einem Viertel nicht gedeckt. In den kommenden Tagen will die Stadt entscheiden, ob sie eine Bürgschaft von 450.000 Euro gewährt. Vor kurzem hat Dombdera ein Sanierungskonzept vorgestellt, das die Tilgung der Schulden in den nächsten drei Jahren vorsieht. In der Stadt regt sich Protest. Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) würde einen Privatinvestor bevorzugen.

Nicht nur Misswirtschaft scheint die Grundlage für das Chaos zu sein, sondern auch kriminelle Energie. „Es wurden Verträge und Unterschriften gefälscht“, erläutert Tom-Peter Fritz, der Geschäftsführer der SHV-Marketinggesellschaft. Hauptbeschuldigter ist Thomas Haack, Lokalpolitiker und ehemaliger Manager des Stralsunder HV. Im März war Haack beim SHV entmachtet worden. Haack soll den Gesellschaftern Darlehensverträge vorenthalten und einen Sponsorenvertrag mit einer Maschinenbaufirma abgeschlossen haben, von dem die Firma nichts wissen wollte. Auch die Bilanz gab Rätsel auf. So soll der Minuswert im Januar 2008 bei 119.240,02 Euro gelegen haben. In der Version von Haack soll die Minuslast dagegen nur bei 19.240,02 gelegen haben. Hat Stralsund sich die Lizenz mit geschönten Bilanzen erschlichen? Sollte die HBL zu diesem Urteil kommen, müsste der SHV in der Oberliga neu beginnen.

RONNY BLASCHKE