Jahrzehnte ohne Ideologie

Wiwis fürchten HWP-Methoden. Senat der HWP vertagt Entscheidung. Heute startet die Aktionswoche an der Uni gegen Drägers Hochschulpolitik

Der Konflikt um die Fusion von HWP und Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wird heftiger. Wie berichtet, hat Wissenschaftssenator Jörg Dräger für alle drei einen Berufungsstopp verhängt, der erst aufgehoben werden soll, wenn eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit unterzeichnet wird. Der Hochschulsenat der HWP hat sich am Donnerstag zum zweiten Mal mit diesem Papier befasst und eine Entscheidung vertagt.

Nach einer Stellungnahme des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft sei man „hellhörig“ geworden, berichtet HWP-Senatsmitglied Bela Rogalla: „Dort wird die HWP auf unverschämte Weise diskreditiert.“ In dem Papier wird die Verschmelzung mit dem wissenschaftlichen Personal der HWP als „existenzgefährdende Bedrohung“ und „desaströs“ bezeichnet. Der überwiegende Teil des HWP-Lehrkörpers wäre in „normalen universitären Berufungsverfahren chancenlos“. Die „gegen null konvergierende“ Anerkennung ihrer Forschungsleistungen, so heißt es, habe „inhaltliche und methodische Ursachen“. Denn während in den Wirtschaftswissenschaften seit Jahrzehnten eine „idelogiefreie“ Methodik Standard sei, verfolgten große Teile des HWP-Lehrkörpers „unbeirrt einen gesellschaftswissenschaftlichen, politisch akzentuierten Ansatz“. Würden diese Professoren integriert, müsse man vom Wirtschaftsstudium abraten.

Die Studierenden der HWP hatten in der Vorosterwoche für den Erhalt ihrer Hochschule gestreikt. Ab heute werden nun die Studierenden der Universität gegen die Hochschulpolitik des Rechts-Senates protestieren. „Der Senat fährt mit Gebühren und Repression eine konsequente Linie gegen die Studierenen“, kritisiert AStA-Referent Christian Schomann.

Die Aktionswoche soll heute Mittag mit einem „Picknick gegen Studiengebühren“ auf der Campuswiese beginnen, gleichzeitig dürfen Studierende auf einem überdimensionalen „Letter of Intent“ vor dem Audimax ihre Wünsche und Absichtserklärungen in Sachen Bildungspolitik verewigen. Das Dokument soll eine Persiflage auf den Politikstil von Jörg Dräger sein und diesem am Ende der Woche überreicht werden – sofern die Studierenden einen Termin bekommen. Höhepunkt der Woche bildet am Donnerstag eine Demonstration vom Campus zur Innenstadt.

Drägers „Hochschulmodernisierungsgesetz“ hatte im Sommersemester 2002 zu mehrwöchigen Protesten provoziert. Das Gesetz erhält unter anderem eine Rausschmissklausel für Studierende, die ihrer Uni „erheblichen Schaden“ zufügen. Die Bürgerschaftsfraktionen von CDU, FDP und Schill-Partei haben das Gesetz noch weiter verschärft. Die Asten sollen künftig explizit „kein politisches Mandat“ haben. Bisher durften sich diese auch zu Grund- und Menschenrechtsfragen äußern. KAIJA KUTTER