Showdown bei der SPD: Emigholz vorne

Der Generationswechsel scheint sicher: Die Basis der SPD Bremen-Stadt wählt am Wochenende ihren Vorstand – es geht dabei weniger um Inhalte, mehr um deren Umsetzung. Carmen Emigholz sei „frischer Wind“, sagen viele Genossen

Sieling hat deutlich gemacht, wen er neben sich will: nicht Grotheer

Bremen taz ■ Es scheint jetzt fast sicher, dass es bei der Bremer SPD einen Generationswechsel geben wird. Wenn der größte der drei Bremer Unterbezirke der Partei, der UB Bremen-Stadt, am Samstagvormittag im Bürgerhaus in der Vahr zusammenkommt, dann werden für Wolfgang Grotheer damit wohl die letzten Momente als UB-Vorsitzender anbrechen. Und wenige Stunden später wird Carmen Emigholz (Foto), Kulturexpertin der Bremer SPD, die neue Chefin der rund 4.000 Stadtbremer GenossInnen sein. Das zumindest ist die Tendenz, die sich seit Beginn der Konkurrenz Grotheer/Emigholz vor einigen Wochen abgezeichnet hat und die sich jetzt, wenige Tage vorm Showdown, verfestigt.

„Frischer Wind“ ist die Formulierung, die am häufigsten zu hören ist, wenn die rote Basis ihre Befindlichkeit formuliert. Denn während inhaltlich Amtsinhaber sowie Kontrahentin in ihren Vorstellungen sehr ähnlich sind – Grotheers Programm heißt „Projekt Zukunft“, das von Emigholz „Zukunft Stadt“ – so ist es die Umsetzung des Programms, die Emigholz offenbar mehr als dem seit zehn Jahren amtierenden Grotheer zugetraut wird.

„Wir brauchen Strukturreformen und mehr unterstützende Arbeit vor Ort“, formuliert Mustafa Güngör, stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins Osterholz, mit rund 300 Mitgliedern der größte im Unterbezirk. Eine „gewisse Stimmung für den Wechsel“ sei da, so Güngör, gleichwohl „wird sich gerade unser Ortsverein beide Reden auf dem Parteitag sehr genau anhören“, man sei „nicht zwingend festgelegt.“

Rund 200 Delegierte befinden am Samstag über Grotheer und Emigholz, in geheimer Abstimmung und in gänzlich freier Wahl. Denn dass die Delegierten vorher zur Probe abstimmen, um die Gesinnung zu klären, ist nur noch in wenigen Ortsvereinen Sitte. In Peterswerder/Östliche Vorstadt ging eine Probeabstimmung mit 15 Stimmen für Emigholz, sechs für Grotheer und einer Enthaltung aus.

„Eine sehr heterogene Gruppe“ nennt Hermann Kleen, Bürgerschaftsabgeordneter und Huchtinger SPD-Chef, seine Delegiertentruppe. Über deren Wahl könne er nichts sagen. Nur so viel: Huchting werde auf jeden Fall Carsten Sieling, der einen Monat nach der Wahl auf UB-Ebene die Nachfolge des Bremer Landesvorsitzenden Detlev Albers antreten will und dabei wohl ohne Gegenkandidat bleibt, unterstützen.

Was inzwischen aber in sämtlichen Ortsvereinen angekommen ist: Sieling und Emigholz treten im Team an. Sieling habe sehr deutlich gemacht, so ein Basisgenosse, wen er neben sich in der SPD-Führung haben wolle, und das sei nun mal nicht Wolfgang Grotheer.

Während Carmen Emigholz sich derzeit nicht äußert, gibt sich Amtsinhaber Grotheer gelassen. „Ich bin guten Mutes“, sagt Wolfgang Grotheer, „die Stimmung an der Basis ist freundlich und offen.“ sgi