das wetter: professor konrad (3)
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Der Adler, der über dem pfälzischen Spätbarockbau in den schottischen Hochalpen majestätisch seine Kreise zog, stieß einen hellen Schrei aus, als wolle er das Sanatorium, das noch im Morgenrot schlummerte, aufwecken. Professor Konrad weilte gedanklich in der Vergangenheit. Siebzig Jahre war es nun her, dass er in die Fänge des finsteren Doktor Griesbein und dessen berückender Tochter Renate geraten war. Die Privatklinik des Doktors diente damals nur äußerlich medizinischen Zwecken. Welches düstere Geheimnis sich hinter den stets verschlossenen Türen des verbotenen Turmes, in dem auch Renate ihre Kammer hatte, welches Geheimnis sich hier also verbarg, das hatte der junge Assistenzarzt Konrad damals nur durch einen schmerzlichen Zufall entdeckt. Er war gerade auf dem Weg, um einem totgeweihten Kind seine linke Niere und einiges Knochenmark zu spenden, als er nur aus den Augenwinkeln einen Blick durch die ausnahmsweise halb geöffnete Tür des verbotenen Turmes erhaschte. Was er sah, ließ ihm augenblicklich den Atem stocken …