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: Was es nicht alles gibt

Nachdem es in den letzten Wochen an dieser Stelle um das Für und Wider von Kondomautomaten in Schulen, die Vorzüge des Vanillepuddings holländischer Machart und die geheimen Freuden der häuslichen Handarbeit ging, geht es heute zur Abwechslung mal um nichts.

Schließlich muss man ja nicht immer zu allem etwas sagen, etwas preisen, aufdecken oder geißeln, zumal das Preisen, Aufdecken oder Geißeln geradewegs zum Selbstzweck wird, wenn es eigentlich nichts zum Preisen, Aufdecken oder Geißeln gibt.

Und tatsächlich gibt es derzeit nicht viel. Gewiss, es gibt Peter Strieder, Thilo Sarrazin, das elende Tempodrom und die dementsprechenden Ermittlungen; es gibt die Diskussionen um Studenten, Studiengebühren und Studienkonten sowie auch die von derartigen Diskussionen genervten Studenten, die bestimmt bald gegen die diskutierte Einführung von Gebühren und Konten mit Mahnwachen und schwer symbolischem Gegaukel protestieren; es gibt Daniel Küblböck und seine erstaunlich reifen, weiblichen Fans wie auch den blauen Corsa, den großen Laster, die sauren Gurken und die Schürfwunden hinterher; es gibt den Karneval, der für dieses Jahr zum Glück schon wieder vorüber ist, und natürlich gibt es auch die Karnevalisten, die in Berlin aus bislang ungeklärten Gründen einen erheblichen Zuwachs verbuchen konnten, was sich allerdings nicht in der Witzigkeit, sondern lediglich in den nackten Teilnehmerzahlen niedergeschlagen hat; irgendwo gibt es sicherlich auch einen neuen, interessanten Haushaltstrend, eine spannende Tanzveranstaltung, ein schmissiges Restaurant, eine bemerkenswerte Lesung oder einen hochinnovativen Club.

Obwohl man derzeit bereits kleine Flecke blauen Himmels sieht, gibt es den bevorstehenden Frühling bislang allerdings nur als Versprechen, weil es noch immer den Winter gibt, der erst zu spät kam und jetzt zu spät geht; ab Gründonnerstag gibt es hingegen endlich auch in Deutschland das neue Mel-Gibson-Werk „The Passion Of The Christ“ zu bestaunen, das dank ausufernden Gefolters einer wohl recht unbedarften Christin in einem Kinosaal im fernen Amerika einen gehörigen Herzschlag verpasste, weil sie doch erfahren musste, dass man ihrem Heiland in seinen letzten Stunden offenbar ziemlich übel mitgespielt hat; und während man sich noch kurz darüber wundern möchte, dass es tatsächlich Leute gibt, die sich Kreuzigungen als halbwegs schmerzfreie Maßnahmen vorstellen können, gibt es von dem gefürchteten David Hasselhoff die Androhung eines nicht unbedingt notwendigen Comebacks, was wiederum nichts mit der beliebten „Comeback Show“ auf Pro 7 zu tun hat, obwohl es theoretisch etwas mit ihr zu tun haben könnte.

Überhaupt gibt es im Fernsehen ja allerhand: Es gibt das Ende von „Sex and The City“ wie auch das Reden über „Sex and The City“, wobei die Angewohnheit des Redens über dieses oder jenes Phänomen ausgehend von der „80er Jahre Show“ sich mittlerweile auf alle denkbaren TV-Formate erstreckt. Bemerkenswert wäre vielleicht auch, dass bei MTV nicht nur der Anteil der Musikvideos zuehens schrumpft, sondern auch, dass die stattdessen gezeigten Sendungen dazu geeignet sind, den Anteil der gezeigten Musikvideos noch weiter schrumpfen zu lassen. Wenn Sendungen wie „Cribs“ oder „The Fabulous Life“ zeigen, was es in den Haushalten von erst seit kurzem berühmten Leuten nicht alles an zutiefst geschmacklosen Reichtümern gibt, dann ist das letztlich nichts anderes als ein Aufruf, zu verstehen, die offensichtlichen Gewinne der Musikindustrie durch verstärkte Schwarzbrennerei weiterhin zu minimieren. Das wäre mal ein Thema. Dafür gibt es jetzt allerdings keinen Platz. HARALD PETERS