Nahost-Dialog auf neutralem Boden

Mitarbeiter der Begegnungsstätte „Givat Haviva“ aus Israel informieren in Köln über ihre Arbeit. Givat Haviva fördert die Verständigung zwischen jugendlichen Israelis und Palästinensern. Geplant sind Annäherungen in Deutschland

KÖLN taz ■ „Es ist leicht, über unsere Arbeit zu reden. Sie zu tun, ist sehr schwierig“, sagt Farhat Agbaria von „Givat Haviva“. Die Arbeit – das ist der Dialog zwischen Juden und Palästinensern, den Givat Haviva als eine der wenigen israelischen Organisationen allen Widrigkeiten zum Trotz fördert. „Wir sind eine Minderheit und schwimmen gegen den Strom.“ Am Wochenende waren Mitarbeiter der Begegnungsstätte in Köln, wo sie unter anderem mit dem Jugendclub Courage über interkulturelle Arbeit sprachen.

Givat Haviva arbeitet mit Kindern und Jugendlichen. In Deutschland soll es jetzt erstmals auch ein Dialogprojekt für Erwachsene geben. „Diese Reise diente der Vorbereitung, wir haben Kontakte geknüpft und um Fördermittel geworben“, erklärte Ingo Bautz, persönlicher Referent der SPD-Bundestagsabgeordneten Dagmar Schmidt, die gemeinsam mit ihrer Kölner Fraktionskollegin Lale Akgün Givat Haviva eingeladen hatte. Zehn Israelis und zehn Palästinenser sollen auf „neutralem“ deutschen Boden dialogorientiert arbeiten.

„Spannend ist, wie sich Individuen während der Arbeit verändern. Sie kommen mit klaren Vorstellungen über den jeweils anderen, die sie im Laufe der Gespräche immer mehr hinterfragen“, weiß Farhat Agbaria von seiner bisherigen Arbeit.

Von der haben die Mitarbeiter des Kölner Jugendclubs Courage jetzt einen ersten Eindruck. Aber sie werden sich auch vor Ort ein Bild machen. Zum zweiten Mal nach 2002 organisiert der „Arbeitskreis Naher Osten“ eine Reise nach Israel. „Bei Israel denken die Menschen an Shoah und Intifada“, sagt Wolfgang Richter, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Arbeitskreises. „Doch da gibt es so viel mehr, das wollen wir erleben.“ Ende März reist er mit elf Mitarbeitern für 16 Tage nach Israel. Das Programm ist umfangreich: Geplant sind Besuche der dialogorientierten Einrichtungen Neve Shalom, Givat Haviva und beim „Center For Humanistic Education“, einer Abteilung des „Kibbutz der Gettokämpfer“.

Möglichkeiten des interkulturellen Dialogs in Zeiten der Intifada und die Antidiskriminierungs- und Emanzipationsarbeit der dortigen schwullesbischen Gruppen werden laut Richter die Schwerpunkte der Reise sein. Bestehende Kontakte sollen vertieft, andere aufgebaut werden. Von einem Besuch des schwul-lesbischen „Open House“ in Jerusalem erhofft sich der Jugendclub Courage eine weitere institutionelle Partnerschaft.

MIRIAM VOGEL