die steile these
: Kein Oscar für das Monster

Charlize Theron (28, „Monster“) gewann den Oscar nicht etwa für ihren „Mut zur Hässlichkeit“, sondern weil sie preiswürdig gespielt hat

Kurz nachdem die bei Johannesburg geborene Charlize Theron ihren Oscar als „beste Hauptdarstellerin“ in die Hände bekommen hatte, setzte der südafrikanische Präsident angeblich schon sein Glückwunschschreiben auf. Das wird der 28-Jährigen beim Freudentränentrocknen geholfen haben.

Der „Mut zur Hässlichkeit“, der ihr als Serienmörderin Aileen Wuornos in „Monster“ bescheinigt wird, kann jedoch nicht der Grund für ihren Erfolg gewesen sein: Theron selbst wunderte sich darüber, dass ihre Verwandlung vom grazilen Exmodel in die fleckig-blass geschminkte Filmrolle so sehr für Aufsehen gesorgt hatte – schließlich gehört die Wandlungsfähigkeit zum Beruf. Die Regisseurin Patty Jenkins hatte Theron aufgrund ihrer Fähigkeiten ausgesucht, nicht nach Ähnlichkeit.

Wer also gleich von einer „Oscar-Gewinnerinnen müssen in ihren Rollen hässlich sein“-Verschwörung munkelt und sich vielleicht sogar noch auf Nicole Kidmans angeklebte Virginia-Woolf-Nase vom letzten Jahr beruft, der verkennt einerseits den Beruf und andererseits die Oscar-Politik: Dass Kidman 2003 mit Oscar nach Hause spazieren durfte, lag unter anderem an ihrer leer ausgegangenen „Moulin Rouge“-Nominierung im Jahr davor – die Mitglieder der Academy sind immer milde gestimmt, wenn jemand bereits mehrmals nominiert wurde.

In den letzten zwanzig Jahren haben es im Übrigen so unterschiedliche Schauspielerinnen wie Halle Berry, Kathy Bates, Frances McDormand, Jodie Foster, Emma Thompson und Marlee Matlin zu einem Preis gebracht.

Eines hatten ihre Film-Alter-Egos gemeinsam: Irgendwann (innerer Konflikt!) wurde tüchtig geheult. Sozusagen als Probe für die Preis-Freudentränen.

JENNY ZYLKA