Mehr Geld für weniger Raumwärme

Bundesbau- und Bundesumweltminister unterzeichnen neuen Fördervertrag zur klimarelevanten Gebäudesanierung. Einsparpotenzial von 40 Millionen Tonnen CO2. Studie des WWF: Stromwirtschaft könnte bis 2020 ihren Ausstoß halbieren

aus Berlin NICK REIMER

„Ohne Jürgen Trittins Engagement wäre dieser Vertrag nicht möglich“, erklärte gestern Bundesbauminister Manfred Stolpe. Um dann zum Stift zu greifen: In Berlin unterzeichneten Trittin und Stolpe einen Fördervertrag zur klimaverträglichen Gebaudesanierung. Umfang: 160 Millionen Mark. Unterzeichnet hat auch Ingrid Matthäus-Maier, Vorstandsmitglied der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die die Mittel ausschüttet.

„Das Geld dient der Zinssubventionierung“, erläuterte Matthäus-Maier. Wer Wohnungen, die vor 1979 gebaut worden sind, auf den neuesten Stand bringen möchte, kann dafür bei der KfW einen Kredit zu 2,12 Prozent Zinsen erhalten. Die KfW nimmt die ausgeschütteten Gelder am Finanzmarkt auf, die Mittel der Bundesregierung ermöglichen die billigen Zinsen. Wer so saniert, dass besonders viel Kohlendioxid (CO2) gespart wird, kann gar mit einem 20-prozentigen Schuldenerlass rechnen. „Es muss der Standard der Energieeinsparverordnung erreicht werden“, so die KfW-Vorständlerin, was schwierig, aber machbar sei.

Nötig wurde der Vertrag, weil das CO2-Gebäudesanierungsprogramm der KfW von 2001 so stark nachgefragt ist. Bisher wurden mehr als 27.000 Kredite mit einem Volumen von über 1,4 Milliarden Euro vergeben. Umweltminister Trittin erläuterte, dass die zusätzlichen 160 Millionen Euro jährlich aus der Ökosteuer aufgebracht werden. Damit stiegen die Mittel, die die Bundesregierung von 2001 bis 2005 für Klimaschutzmaßnahmen im Wohnbereich bereitstellt, auf eine Milliarde Euro. Trittin: „Klimapolitisch eine sinnvolle Investition.“ Würden alle Nachtspeicher-, Gas-, Kohle- oder Ölöfen durch effizientere Brennwertkessel ersetzt, würden 40 Millionen Tonnen CO2 eingespart – vier Prozent der Emissionen von 1990.

„Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen – das Beste, was uns passieren kann“, erklärte Kollege Stolpe. Mit den zusätzlichen Mitteln würden Investitionen bis zu 4 Milliarden Euro ausgelöst. „Das sichert 18.000 Jobs auf dem Bau.“ Matthäus-Maier wies darauf hin, dass die Kredite durchschnittlich 53.000 Euro betragen. „Das zeigt, dass nicht die Großkonzerne, sondern der Mittelstand gefördert wird.“

Mit dem frischen Geld gefördert wird auch der Bau oder Kauf von Passivhäusern. Das sind Häuser, deren Jahresprimärenergiebedarf nicht mehr als 40 kWh je Quadratmetern Wohnfläche beträgt. Nach Rechnung von Trittin reicht das Geld für 30.000 solcher Häuser, „Ich hoffe, dass der Impuls ausreicht, damit sich die Passivhäuser am Markt durchsetzen.“

Passend zum Thema veröffentlichte gestern der World Wide Fund for Nature (WWF) eine Klimaschutzstudie. Nach dieser kann die Stromwirtschaft bis 2020 ihren CO2-Ausstoß europaweit halbieren, wenn die Branche verstärkte auf erneuerbare Energien und Erdgas umstellt. „Die Stromerzeuger erzeugen heute 37 Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen“, so WWF-Klima-Expertin Regine Günther. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien sei wichtig, die in den kommenden Jahrzehnten stillzulegenden AKWs durch Erdgaskraftwerke zu ersetzen. Zudem, so Günther, sollte ein Baustopp für Kohlekraftwerke verhängt werden.

Studie: www.wwf.de/imperia/md/content/pdf/klima/powerswitch/studie.pdfKfW-Hotline: (0 18 01) 33 55 77 (Ortstarif), www.co2online.de