Die Gauchos wollen den Euro imitieren

Argentinien und Brasilien verhandeln über gemeinsame Währung. Das würde auch die Position gegen die USA stärken

BUENOS AIRES taz ■ Viel vorgenommen haben sich Argentinien und Brasilien. Sie wollen die Wechselkursregimes beider Länder aufeinander abgestimmen. Am Ende soll eine gemeinsame Währung für den südamerikanischen Freihandelsblock Mercosur entstehen. Beide Länder beschlossen Anfang dieser Woche die Einrichtung einer Arbeitsgruppe, die Vorschläge erarbeiten soll.

Mit der gemeinsamen Geldpolitik soll der Mercosur gestärkt werden, dem neben Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay auch Bolivien und Chile als assoziierte Mitglieder angehören. Nach den Vorstellungen des argentinischen Vizeaußenministers Martín Redrado sollen sich der argentinische Peso und der brasilianische Real in einem gemeinsamen Wechselkurssystem frei bewegen, jedoch in einem festgelegten Rahmen mit einer Ober- und Untergrenze. Mit diesem Wechselkurssystem soll der Handel stabilisiert werden.

In der Vergangenheit führten die Folgen von Währungsschwankungen zwischen Argentinien und Brasilien immer wieder zu Spannungen im Mercosur, da sie stets zu einer Umkehr der Handels- und Investitionsströme führten. Jahrelang kauften die Argentinier billig in Brasilien ein, dann wieder überschwemmten sie ihre nördlichen Nachbarn mit argentinischen Produkten.

„Das Dilemma der Kursschwankungen müssen Argentinien und Brasilien lösen, wenn der Mercosur Erfolg haben soll“, sagt der argentinische Ökonom Aldo Ferrer. Konkret: Die makroökonomischen Rahmenbedingungen in den Mitgliedsländern müssen einander angeglichen werden, damit der Mercosur stabiler wird.

Selten waren die Bedingungen dafür besser als heute. Nach der Abwertung der argentinischen Währung Anfang 2001 sind Peso und Real fast genauso viel wert. Und politisch haben beide Länder ein Interesse daran, den Mercosur auf dem Kontinent zu stärken. Sie erhoffen sich eine bessere Startposition bei den Verhandlungen über die von den USA vorangetriebene Gesamtamerikanische Freihandelszone. Ein Hindernis für eine gemeinsame Währung sind gegenwärtig jedoch die unterschiedlichen Zielsetzungen der Zentralbanken. Während die brasilianische Bank versucht, die Inflation niedrig zu halten, verwollen die argentinischen Zentralbanker den Peso-Dollar-Kurs stabil halten und nehmen dafür etwas Inflation in Kauf.

Ein weiteres Problem: Für den 18. Mai ist die zweite Runde der Präsidentenwahlen in Argentinien angesetzt und es ist daher nicht garantiert, dass in zwei Wochen im Wirtschaftsministerium noch dieselben Ökonomen arbeiten wie heute. INGO MALCHER