Neffe mit Zukunft

Kostas Karamanlis will nationalistischen Ballast abwerfen

ATHEN taz ■ Kostas Karamanlis nimmt stolz für sich in Anspruch, einer neuen Generation anzugehören. Doch der 47-jährige Jurist, der auch Ökonomie studiert hat, konnte nur deshalb Ministerpräsident werden, weil er einer alten Politikerfamilie entstammt. Der Neffe des Konstantinos Karamanlis, als Regierungschef und Staatspräsident herausragende konservative Größe griechischer Nachkriegsgeschichte, verdankte seine Wahl zum Vorsitzenden der Nea Dimokratie vor sieben Jahren vor allem seinem Namen.

Lange Zeit wurde der ND-Vorsitzende deshalb unterschätzt. Doch seit 1997 hat er deutlich an Profil gewonnen. Er ist rhetorisch gewandt und kann Sachkompetenz mit einem kumpelhaften Ton verbinden. Wie etwa als Gast in einer Sportsendung, der überzeugend die Vorzüge von Real Madrid gegenüber Bayern München erläutert. Vor allem aber hat Karamanlis seiner Partei ein deutlich liberaleres Image verpasst. Die Nea Dimokratia ist auf dem Weg zu einer Partei der rechten Mitte. Dabei muss sie allerdings noch einigen nationalistischen Ballast abwerfen. Doch der klare Wahlausgang verschafft dem Sieger alle Möglichkeiten, sich gegen die „alte Nea Dimokratia“ durchzusetzen. Am Ende könnte eine Partei stehen, die mit dem Namen Karamanlis nicht mehr nur nostalgische Erinnerungen verbindet. NK