Tanzende Grille

Kinderglück mit Zukunftsangst: Tanztheater am Moks

In jeder Schublade steckt eine neue Überraschung

Es könnte das letzte Stück Kinderglück von Wilfried van Poppel in Bremen gewesen sein. Die aktuelle Produktion „Sprinkhaans Tag“ im Jugendtheater Moks erzählt mit Mitteln des Tanztheaters eine Bildergeschichte über Herrn Sprinkhaan – zu Deutsch: Heuschrecke.Herr Sprinkhaan wacht eines Morgens in seinem Zelt mitten in einer Fantasielandschaft auf. Sträucher wachsen vom Himmel, ein Baum ist auf Rollen montiert und neben dem Zelt steht ein großer Schubladenschrank aus dem es geheimnisvoll funkelt.

Sprinkhaan ist neugierig. Bald stellt sich der Schrank als rechter Wunderkasten heraus. In jeder Schublade steckt eine neue Überraschung: Asiatische Schmetterlinge, eine spanische Hausfliege mit Putzteufel im Leib, Großadmiral Mücke und eine kroatische Clique durchgeknallter Käfer. Sie alle erzählen kleine Geschichten voll Charme, Farbe und Energie.

Regisseur Wilfried van Poppel, 1958 in Holland geboren, will mit „Sprinkhaans Tag“, „leichte Poesie zur Schönheit“ werden lassen. Für ihn sei wichtig, dass seine Geschichten ohne Bösewicht auskommen. Neugierde, Überraschung und Genuss sind die Zutaten seiner Erfindungen. International wie die Erfahrungen des Choreografen und Tänzers ist die Crew seiner dritten Bremer Produktion. Die Kroatin Andreja Marijic und die aus Paris stammende Anne Minetti treffen auf den Bremer Alexander Hauer und den Kolumbianer Augusto Jaramillo. „Die Körpersprache ist überall gleich“, weiß van Poppel.

Das Moks kann die Tanzstücke des Niederländers nicht allein finanzieren. Dabei hatte der die Sparte mit den Produktionen „Der alte Flügelmann“ und „Patxiku“ am Jugendtheater gerade etabliert. „Soll man denn ein erprobtes Modell einfach sterben lassen?“, fragt dessen künstlerischer Leiter Klaus Schumacher. Muss man wohl, wenn die benötigte Summe von 22.500 Euro vom Kultursenator in der nächsten Saison ausbleibt. Van Poppel sei zu aufdringlich, sagt man ihm von Seiten der Stadt nach. Nicht aufdringlich genug, so scheint’s. Zudem ist es schwer, Sponsoren für eine Kunstgattung ohne Lobby zu finden. „Bei Premieren im Schauspielhaus sitzen stets zwei, drei Senatoren im Publikum“, sagt Schumacher. „Bei uns sind es Lehrer und Eltern.“ Hannes Krug

Nächste Vorstellungen: heute, 15., 16., 20. bis 23. Mai, 10.30 Uhr, und 23. bis 25. Mai, 16 Uhr