Go, go, go!

Die Befreiung der Soldatin Jessica Lynch aus einem irakischen Krankenhaus erweist sich als Hollywood-Klamotte. Regie: US Army

BERLIN taz ■ Sie ist eine der HeldInnen des Kriegs im Irak: Die Gefreite Jessica Lynch, die Ende März bei Nasiria mit ihrem Trupp in einen Hinterhalt geriet, der neun US-SoldatInnen das Leben kostete. Die 19-Jährige kam verletzt in ein irakisches Krankenhaus, von Saddams Truppen schwer bewacht. Nach acht Tagen, in der Nacht zum 2. April, stürmen US-Spezialkommandos das Hospital, kommen unter Feuer, dringen dennoch zu Lynch vor und fliegen sie per Hubschrauber in die Freiheit – all dies medienwirksam aufgezeichnet im griseligen Grün einer Nachtsichtkamera der US-Army. Und weltweit gesendet.

Doch jetzt soll alles nur Hollywood gewesen sein, mit Platzpatronen und Blendgranaten: Bereits vor dem Befreiungsmanöver, berichteten Ärzte des Krankenhauses einem Team der britischen BBC, habe man Lynch per Krankenwagen an die Amerikaner überstellen wollen. Am US-Checkpoint sei das Fahrzeug aber von amerikanischen Soldaten beschossen wurden und logischerweise umgekehrt. Den zwei Tage später stürmenden Spezialkräften sei außerdem bekannt gewesen, dass sich keine irakischen Soldaten mehr in der Umgebung des Hospitals aufhielten. „Wir wären überrascht. Wozu das Ganze? Es war nirgendwo Militär, keine Soldaten“, sagte Dr. Anmar Uday der BBC. „Es war war wie in einem Hollywood-Film. Sie schrien ‚Go, go, go!‘ und machten eine Show daraus – wie in einem Sylvester-Stalone oder Jackie-Chan-Film.“

Die US-Armee hatte die Aktion dagegen überschwänglich kommentiert: „Einige tapfere Seelen haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt, […] und gezeigt, dass sie niemals Kameraden zurücklassen würden“, sagte General Vincent Brooks nach der Befreiung im US-Hauptquartier Doha. Der Sender NBC hatte bereits Mitte April angekündigt, die spektakuläre Story der Jessica Lynch zu verfilmen. Doch sie selbst kann sich nach Angaben ihrer Ärzte an nichts mehr erinnern. STG