Plural statt dual

GEW fordert Initiative für Ausbildungsumlage und eine Evaluation alternativer Berufsbildungswege

Um den Mangel an Lehrstellen zu verringern, hat der Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Alternativen zum dualen Ausbildungssystem gefordert. Nicht ausbildende Betriebe sollen sich direkt an den Kosten für die Berufsbildung beteiligen. Zurzeit müssten Steuer- und Beitragszahler die Ersatzmaßnahmen für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz finanzieren. Nach GEW-Angaben bewerben sich in diesem Jahr 18.754 Jugendliche auf nur 8.788 gemeldete freie Stellen.

Da immer weniger Betriebe ausbilden, forderte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne zum einen die Landesregierung auf, eine Initiative für eine Ausbildungsumlage im Bundesrat einzubringen, zum anderen einen allgemeinen „Paradigmenwechsel“. In der Gesellschaft müsse das Bewusstsein wachsen, dass es die Aufgabe aller sei, Jugendlichen eine Perspektive zu bieten. Auch müssten zusätzlich zum dualen Ausbildungssystem, das auf den beiden Säulen „Praxis im Betrieb“ und „Theorie an Schulen“ basiert, andere Ausbildungsformen verstärkt werden.

Ein Beispiel dafür sei die Erhöhung der vollzeitschulischen Ausbildungsplätze mit anerkanntem Berufsabschluss. Das bieten in Berlin derzeit vier Oberstufenzentren an. „Hier liegen positive Erfahrungen vor“, sagte Rosemarie Pomian, Leiterin des Referats für berufliche Bildung und Weiterbildung der GEW. Um diese Alternative zu finanzieren, sollen insbesondere die so genannten Ersatzmaßnahmen für Jugendliche, die keine Lehrstelle gefunden haben, auf den Prüfstand gestellt werden. Alle berufsvorbereitenden Lehrgänge, die vom Landesarbeitsamt finanziert werden, sollten evaluiert werden. Bisher gab es in Berlin keine Untersuchungen dieser Art. „Es ist wichtig, dass ausbildungsbereiten Jugendlichen Angebote gemacht werden, die wirklich einen Einstieg in die Arbeitswelt ermöglichen“, so Pomian. In diesem Schuljahr befinden sich knapp 8.000 Jugendliche in berufsvorbereitenden Bildungsgängen. SUSANNE LANG