Gehälter der Wallstreet-Manager sinken

Gewinnsteigerung schlägt sich nicht unbedingt in höherem Gehalt nieder. Trotzdem protestieren die Aktionären

WASHINGTON taz ■ Die Millionengehälter der amerikanischen Wirtschaftsbosse sind 2003 im Einzelfall gestiegen, im Durchschnitt jedoch gesunken. Das hat die New Yorker Gehaltsberaterfirma Pearl Meyer nach einer Untersuchung der 50 größten Firmen herausgefunden, die ihre Papiere bei der Aufsichtsbehörde eingereicht haben. Ihr Urteil: Der Wert der Vergütungen sei 2003 im Durchschnitt um acht Prozent auf 10,3 Millionen Dollar gesunken.

Im Einzelfall freilich sind die Sonderprämien stark gewachsen. Aus der Mode gekommene Optionspakete wurden dabei durch Aktienausschüttungen ersetzt. Diese Entwicklung wird auf den Hauptversammlungen derzeit heftig diskutiert. Insgesamt haben erboste Anleger 332 Anträge zur Veränderung von Gehältern gestellt. Das sind 200 Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu brauchen sie allerdings die Unterstützung der großen Fonds. Die befürchten, dass sie die lukrativen Aufträge als Manager der Pensionskassen der Firmen aufs Spiel setzen, wenn sie gegen die Gehälter kämpfen.

Den amerikanischen Firmen geht es wieder so gut, dass die Topmanager für ihre Mühen belohnt werden wollen. Tatsächlich sind die Gewinne im letzten Jahr um 18 Prozent gestiegen. In vielen Firmen wird diese Steigerung aber nicht in vollem Umfang an die Vortsände weitergegeben. Ein Grund: Auch der schwache Dollar ist für die Umsatzsteigerung verantwortlich.

Den Vogel abgeschossen hat im vergangenen Jahr wieder einmal Sandy Weill. Obwohl er seinen Chefposten bei der Citigroup abgeben musste, konnte er 44 Millionen Dollar einnehmen. Für Lewis Campbell, Leiter von Textron, gab es sieben Millionen Dollar. Dabei ist der Gewinn um 37 Prozent zurückgegangen. James Rohr, Chef der PNC Financial Services Group durfte 10,3 Millionen Dollar mit nach Hause nehmen – das sind 58 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Firma zahlte eine Millionenstrafe wegen Betrugs. Das Resultat auch im vergangenen Jahr: Die Kluft zwischen den Besitzenden und Habenichtsen wächst. Laut der Initiative „United For a Fair Economy“ haben sich die Gehälter der Chefs seit 1990 um 279 Prozent erhöht. Für Angestellte sind sie nur um 46 Prozent geklettert. H. WIPPERFÜRTH