Rosa glühende Alpen

Der Münchner „Gay Outdoor Club“ ist die erste schwul-lesbische Sektion des Deutschen Alpenvereins. Der bemüht sich mit Erfolg um Generationswechsel und jüngeres Image

Die Ausgangslage erschien verbesserungsbedürftig. In der Mitgliederzeitschrift des Deutschen Alpenvereins (DAV) war 1996 zwar ein durchaus wohlwollender Artikel über Homosexualität erschienen, in dem ein offensichtlich schwuler Autor gesellschaftliche Akzeptanz für seine „nur allzu menschliche“ Minderheit eingefordert hatte. Doch die Reaktion darauf ließ keine Zweifel an der Gesinnung etlicher Leser aufkommen. Der DAV solle nicht nur für eine unversehrte Natur eintreten, sondern auch für ein „unbeschädigtes Menschenbild“, war zwei Ausgaben später einem Leserbrief zu entnehmen. Ein anderer Schreiber stellte mit ironischer Genugtuung fest, dass glücklicherweise noch niemand gefordert habe, „die leitenden Gremien des DAV mindestens paritätisch mit Homosexuellen und anders Gearteten zu besetzen“.

Die Wortwahl der über den Homo-Artikel entrüsteten DAV-Mitglieder erinnerte fatal an die Art und Weise, wie einst mit jüdischen Mitgliedern umgegangen worden war: Ausgrenzung statt Toleranz schien lange Zeit ein Markenzeichen des mit rund 700.000 Mitgliedern weltweit größten Bergsteigervereins gewesen zu sein.

Trotzdem wollten die Männer vom Gay Outdoor Club (GOC), Deutschlands größtem schwul-lesbischem Bergsteigerverein aus München, unter das Dach des mächtigen Verbandes schlüpfen und wurden im September 2003 in der Zentrale des DAV vorstellig. Das Ergebnis sei verblüffend gewesen, erinnert sich Andreas Wildner, einer der Vorständler. Der smarte DAV-Geschäftsführer Thomas Urban versprach, unter der Mitgliedschaft die Stimmung zu sondieren. Das Ergebnis war positiv. Seit kurzem ist der Gay Outdoor Club vom Verbandsrat in München nun ohne Gegenstimmen als 354. Sektion offiziell in den DAV aufgenommen.

Mittlerweile hat sich in der DAV-Führung nämlich unter heftigen Geburtswehen ein Generationswechsel vollzogen. Und die neue Verbandsführung ist nicht zuletzt wegen Überalterung der Mitgliedschaft bemüht, dem DAV ein jüngeres Image zu geben. Die Öffnung für Modesportarten wie Canyoning und Mountainbiken sowie ein offensiveres Marketing war vielen DAV-Aktiven suspekt, wurde aber gegen Widerstände vollzogen. Sogar eine virtuelle Sektion gibt es. Da passte den DAV-Modernisierern das Aufnahmebegehren des Gay Outdoor Club offenbar gut ins Konzept. GEORG ETSCHEIT

www.gocmuenchen.de, www.alpenverein.de