Bildung zum Durchschnittspreis

Berliner Bildungskosten liegen laut GEW-Studie im Länderdurchschnitt. Dennoch kann gespart werden. Gewerkschaft signalisiert Senat Bereitschaft, über Reformen zu reden

Im Berliner Bildungssystem steckt nicht zu wenig Geld, aber auch nicht zu viel. So lautet das Ergebnis einer bundesweit vergleichenden Studie im Auftrag der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW). Im Vergleich zu anderen Stadtstaaten wie Hamburg oder Bremen könne nicht von einer Überausstattung die Rede sein, sagte der GEW-Landesvorsitzende Ulrich Thöne gestern. Durchgeführt wurde die Studie vom Kölner Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FIBS). Der Leiter des Instituts, Dieter Dohmen, verwies darauf, „dass durchaus Potenzial zur Effizienzsteigerung und damit zu geringeren Ausgaben besteht“.

Mit der Studie möchte die GEW ihre Bereitschaft signalisieren, sich an einer konstruktiven Spardiskussion zu beteiligen. Ein „Bildungs-Masterplan“ sei dringend erforderlich, so Thöne. Vorschläge für Kürzungen legte er jedoch nicht vor. Stattdessen müsse die Perspektive geändert werden: weg von Einsparungen, hin zu Umstrukturierung. Dort, wo die Studie Möglichkeiten aufzeige, müssten Sparpotenziale generiert werden, ohne die Qualität zu verschlechtern. Im Schulbereich könne dies etwa mit der Zusammenlegung der gymnasialen Oberstufe erreicht werden. Oder damit, dass teuere Um- und Nachschulungsprogramme durch eine verbesserte Erstausbildung ersetzt werden. Die GEW forderte zusätzlich, den hohen Altersdurchschnitt der Lehrer zu senken, der hohe Kosten verursache. Alternativen seien Altersteilzeitmodelle und mehr junge Lehrer.

Im Kitabereich liegt Berlin mit 4.450 Euro Kosten pro Platz unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Ende der 90er-Jahre waren die Kitas mit Ausgaben von rund 6.500 Euro pro Platz und Jahr sogar recht gut ausgestattet. Grund ist die gute Versorgungsstruktur im Osten Berlins, die noch auf DDR-Zeiten zurückzuführen ist. Die Einsparmaßnahmen des Berliner Senats sind jedoch nach Angaben von Dohmen im Vergleich etwa zu Hamburg moderat. Dort wurde in den letzten Jahren im Kitabereich bis zu 30 Prozent gekürzt. Die GEW warnte dennoch vor weiteren Sparmaßnahmen. „Die Schraube ist überdreht“, sagte Thöne und kritisierte das „Rasenmäher-Prinzip“ des Senats.

Berlins Hochschulen wirken auf den ersten Blick überproportional gut ausgestattet, nimmt man die Ausgaben je Einwohner als Vergleichsgrundlage. Bezogen auf die Ausgaben je Studierenden relativiert sich dies, da in Berlin die Anzahl der Langzeitstudenten sowie die Zahl der Studenten aus anderen Bundesländern hoch ist. Laut Thöne kommt gut ein Drittel aus anderen Regionen Deutschlands. Die GEW forderte daher einen bundesweiten Hochschulfinanzausgleich, mit dem nach Berechnungen des FIBS bis zu 350 Millionen Euro zusätzlich eingenommen werden könnten. SUSANNE LANG