Klimaschutz verfehlt

UN-Studie: Trotz aller Bekenntnisse verpesten die Industriestaaten die Welt in Zukunft wieder stärker

BONN dpa ■ Die Industrieländer werden einer neuen UN-Studie zufolge künftig wieder deutlich mehr klimaschädliche Treibhausgase ausstoßen. Die Kohlendioxid-Emission in Europa, Japan, den USA und anderen reicheren Industrieländern könnte zwischen 2000 und 2010 im Schnitt um 17 Prozent steigen. Damit würden die Ziele des globalen Klimaschutzes trotz zahlreicher nationaler Gegenmaßnahmen global und im Schnitt verfehlt. CO2 entsteht bei der Nutzung fossiler Brennstoffe und stellt 80 Prozent der schädlichen Emissionen. Das überraschende Ergebnis soll auf der Arbeitstagung der Weltklimakonferenz, die heute in Bonn beginnt, diskutiert werden.

In den 90er-Jahren seien die Emissionen in den entwickelten Ländern noch im Schnitt um rund 3,0 Prozent gefallen, was vor allem Ost- und Mitteleuropa zu verdanken gewesen sei. Auch dort ist in Zukunft aber laut Report wieder mit höheren Emissionen zu rechnen. Die Wirtschaft in diesen so genannten Übergangsländern sei nach dem vorübergehenden Niedergang der alten Staatsindustrien mit deutlicher Verringerung des CO2-Ausstoßes jetzt wieder auf Wachstumskurs.

Nach dem Kioto-Protokoll müssen die Industrieländer ihre Treibhausgase bis 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent vermindern. Die USA, der weltweit größte Verursacher von Treibhausgasen, sind aus dem Protokoll ausgestiegen. Es ist auch immer noch nicht in Kraft, weil Russland seine schon wiederholt zugesagte Ratifizierung hinauszögert. Der neue Report zeige, dass es eine wirkungsvollere Klimaschutzpolitik geben müsse, sagte die Chefin des UN-Klimasekretariats, Joke Waller-Hunter. Das sei nötig, damit sich klimafreundlichere Technologien stärker verbreiten könnten und auch die Wirtschaft und Kommunen für größere Anstrengungen gewonnen werden könnten.