Auch Blix findet nix

Im Endbericht des UN-Chefinspekteurs keine Hinweise auf irakische Massenvernichtungswaffen. G-8-Chefs geben sich wieder versöhnlich

BERLIN ap/dpa/afp ■ Die UN-Inspektoren in Irak hatten keine Beweise, dass Saddam Hussein im Besitz von Massenvernichtungswaffen war. Das bestätigt UN-Chefinspekteur Hans Blix in seinem Abschlussbericht für den Weltsicherheitsrat. Dennoch müsse geklärt weren, welche Mengen an Nervengas und Milzbranderregern tatsächlich einst im Irak produziert und welche Mengen davon vernichtet worden seien. Trotz ihrer Erkenntnisse hätten die USA und Großbritannien die UN-Experten daran gehindert, nach dem Krieg nach Irak zurückzukehren um bei der Suche nach den Waffen zu helfen, monierte er. Blix zufolge fehlte seinen Inspektoren die Zeit, späte Hinweise der irakischen Regierung zu prüfen. So hätten Iraker, die an der Zerstörung von Anthrax nach dem Golfkrieg 1991 beteiligt gewesen sein sollen, nicht mehr befragt werden können. Sein Bericht wird vermutlich morgen im UN-Sicherheitsrat erörtert.

Weil die USA und Großbritannien, die ihren Krieg mit der Bedrohung durch Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen begründeten, auch elf Wochen nach Ende der Kämpfe keine ABC-Waffen entdeckt haben, stehen sie nun unter Rechtfertigungsdruck. So fordern US-Senatoren wie berichtet einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Und der britische Premier Tony Blair muss sich gegen Vorwürfe führender Politiker seiner Labour-Partei verteidigen, er habe die Öffentlichkeit über die Kriegsgründe irregeführt.

Die G-8-Staaten betonten indes bei ihrem Gipfel in Evian eine gemeinsame Haltung. In ihrer Abschlusserklärung teilten sie „die Überzeugung, dass die Zeit nunmehr gekommen ist, Frieden zu schaffen und Irak wieder aufzubauen“. Es sei das gemeinsame Ziel, „Irak wieder zu einem uneingeschränkt souveränen, stabilen und demokratischen Staat zu machen“.

Anders als Entwicklungsministerin Heidi Wieczorek-Zeul, die den USA vorwarf, die Welt getäuscht zu haben, äußerte sich der Bundeskanzler verhalten zum Streit über fehlende Beweise für Iraks Waffenprogramme. Er könne „beim besten Willen nicht“ sagen, ob in Irak noch Massenvernichtungswaffen gefunden würden oder nicht, denn er verfüge schlicht nicht über die Informationen, sagte Gerhard Schröder gestern. „Aber ich finde, dass wir jetzt keinen Prozess des Verdächtigens beginnen sollen.“ Obwohl in Evian kein Gespräch mit US-Präsident Bush verabredet wurde, sieht Schröder Deutschland und die USA auf einem guten Weg, ihren Streit über den Irakkrieg beizulegen.