Im Gruselkabinett

In „Star Duell“ bei RTL „singen“ ein paar „Prominente“ um die Wette – allein die „Jury“ lehrt uns das Fürchten

Immer wenn RTL irgendwo ein neues geschmackloses Show-Häufchen absondert, kümmert sich Frau Zietlow um die unappetitliche Hinterlassenschaft.

Das war bei der „Der Schwächste fliegt“ so, klappte gut bei der „Dschungelshow“, wird demnächst bei der Ekel-Reality-Show „Fear Factor“ so sein – und gerade bei „Star Duell“ der Fall, der x-ten Variation einer Castingshow. Dass die Sternchen – Michelle Hunziker, Costa Cordalis’ Sohn, diverse Soap-Darsteller – durch die Bank dezente Gesangsleistungen ablieferten, war zu erwarten.

Und auch sonst: nichts als erfüllte Erwartungshaltungen. Jury-Mitglied Küblböck, frisch renoviert zurück aus dem Gurkenlaster und rein optisch immer mehr in Richtung Nana Mouskouri tendierend, ist noch immer eine unerträgliche Nervensäge, Jury-Kollege Roberto Blanco ist immer noch Roberto Blanco, Nina Hagen ist sich sowieso für keinen Scheiß zu schade, und Caroline Beil muss auch gucken, wie sie die Kohle für Miete und Mohnbrötchen reinkriegt.

Insofern: alles wie immer bei RTL, die komplette Chose mit dem vorgegaukelten Mitbestimmungsrecht via Telefonvoting und einer geschlossenen Vermarktungskette.

Eine brennende Frage aber konnte zumindest Folge eins von „Star Duell“ nicht klären: Ist Dragqueen eigentlich ein anerkannter Beruf? Trotz geschätzter 2,70 Meter Körperlänge konnte Olivia Jones’ Auftritt darauf keine Antwort geben, und ihre/seine Verhunzung von „Baby One More Time“ ließ gar Sehnsucht nach Britney Spears aufkommen. So tief kann man sinken, wenn man nicht rechtzeitig von RTL wegzappt.

Am kommenden Samstag, wenn Folge zwei von „Star Duell“ steigt, wird auch das nichts nützen: Im Ersten läuft der „Musikantenstadl“, und im Zweiten behandelt der potenzielle Schlossherr Gottschalk das, was er unter Rock ’n ’ Roll versteht. Da weiß man echt nicht, ob ein Eimer reicht, wenn die Nahrung so sehr aufs Geschmackszentrum drückt, das sie nur noch eins will: raus, raus, raus. MARTIN WEBER