Pest und Cholera

Nach dem geplatzten Deal, Verkauf von KirchMedia an Haim Saban, werden bei „Plan B“ weitere Entlassungen kaum abzuwenden sein

aus München JÖRG SCHALLENBERG

Jetzt ist es weder Pest noch Cholera geworden, sondern schlimmer. Mit diesen Umschreibungen hatte eine KirchMedia-Mitarbeiterin vor drei Monaten die Übernahme-Interessenten Bauer-Verlag und Haim Saban gegenüber der taz charakterisiert. Im März herrschte noch eine hoffnungsvolle Grundstimmung in der KirchMedia-Zentrale im Münchner Vorort Ismaning, als bekannt wurde, dass der US-Milliardär Saban die Firma samt der Senderkette ProSiebenSat.1 kaufen wollte.

Der Plan ist gescheitert, und bei Kirch hat eigentlich niemand mehr Lust, überhaupt noch etwas zu sagen. Offiziell darf sowieso kein Mitarbeiter ein Statement abgeben, und inoffiziell herrscht Resignation: „Es weiß jetzt endgültig niemand mehr, wie es weitergeht. Die Hoffnung bei Saban war ja, dass er die meisten Arbeitsplätze hier erhalten würde. Manche Kollegen haben sehr darauf gehofft, dass ihre gekündigten Verträge doch noch verlängert werden.“

Aber jetzt bleibt es wohl dabei, dass zum Jahresende noch einmal viele gehen müssen. Für die knapp 200 Angestellten, die dann bei KirchMedia übrig bleiben, sieht Sandra Goldschmidt von der Mediengewerkschaft Connex auch schwarz: „Im schlechtesten Fall wird der Filmrechte-Handel von KirchMedia als Abteilung bei ProSiebenSat.1 eingegliedert.“

Beim Umzug von Ismaning ins wenige Kilometer entfernte Unterföhring würde jedoch ein Großteil der Belegschaft auf der Strecke bleiben. „Dann könnte man möglicherweise mit 50, 60 Leute zurande kommen“, schätzt Goldschmidt. Für Saban habe gesprochen, „dass der Ahnung vom Rechtehandel hat“.

Deshalb wertet sie seinen Ausstieg als „schockierend“. Vom Alternativmodell der Banken und der ehemaligen KirchMedia-Geschäftsführung verspricht sie sich „aus Sicht der Mitarbeiter mit Sicherheit keine Verbesserung. Dieser dubiose Plan B führt zu einer kleineren Lösung.“ Dazu passt auch die Ankündigung der KirchMedia-Geschäftsführung und der Banken, dass in den kommenden ein bis zwei Jahren keine neuen Filme eingekauft werden sollen.

Das kommentiert ein Mitarbeiter bei ProSiebenSat.1 mit Galgenhumor: „Schön, dann werden wir eben zum Reste-Sender. Oder bringen den ganzen Tag Stefan Raab. Da wird sich die Konkurrenz ein Loch ins Knie freuen.“ Für Sandra Goldschmidt von Connex besteht momentan die größte Hoffnung darin, „dass der Bauer-Verlag noch einmal in Verhandlungen einsteigt. Die haben sich ja nie ganz verabschiedet.“

Neue Verhandlungen mit Saban hält sie dagegen für kaum denkbar – und von der bevorstehenden ProSiebenSat.1-Hauptversammlung am 16. Juni, auf der „Plan B“ präsentiert werden soll, erwartet sie schon gar nichts: „Ich war letztes Jahr da, es war eine Farce. Die Stammaktien mit Stimmrecht halten die Leute im Hintergrund. Da fallen die Entscheidungen.“

Urs Rohner, Chef von ProSiebenSat.1, verbreitet unterdessen seinen üblichen Optimismus: „Das wird sich positiv auf unser Unternehmen auswirken.“