Klage gegen Atomklo

Irland verklagt Großbritannien in Den Haag: Atomanlage Sellafield verseuche die Irische See

DUBLIN taz ■ Irland hat gestern vor dem Internationalen Schiedsgericht in Den Haag Klage gegen die britische Atomanlage Sellafield eingereicht. Dublin argumentiert, dass Großbritannien gegen UN-Seerecht verstoßen habe, weil die See zwischen Großbritannien und Irland durch die Wiederaufarbeitungsanlage für Mischoxid-Brennstäbe radioaktiv verseucht werde.

Die öffentliche Verhandlung wird drei Wochen dauern. Die irische Regierung ist allerdings nicht sonderlich optimistisch. „Der Generalstaatsanwalt weiß, dass er die Macht des britischen Reiches zu spüren bekommen wird“, sagte Marineminister Ahern. Darüber hinaus haben es die anderen EU-Länder abgelehnt, Irlands Bemühungen um eine Schließung der Wiederaufarbeitungsanlage formal zu unterstützen. Lediglich Norwegen und Dänemark forderten, die Einleitung radioaktiver Abfälle in die Irische See zu reduzieren.

Der Staatssekretär im britischen Energieministerium, Wilson, bestritt, dass Sellafield ein Problem darstelle oder gar für die ungewöhnlich hohe Anzahl von Kindern mit Trisomie 21 verantwortlich sei. „Ich hasse es, wenn Kinder als politischer Spielball missbraucht werden. Tatsache ist, dass die Wiederaufarbeitungsanlage kaum radioaktive Abfälle produziert.“ Tatsache ist, dass die Einleitung von radioaktivem Material in die Irische See in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen hat. 1,3 Millionen Iren schickten im letzten Jahr Protestbriefe nach London, die Dubliner Regierung schaltete in der Times eine ganzseitige Anzeige für die Schließung der Plutoniumschleuder.