Deutscher bei Al-Qaida-Spitze

In Frankreich verhafteter Christian G. soll Führungsrolle im Terrornetz gespielt haben

PARIS afp/taz ■ Der mutmaßliche Extremist Christian G. ist nach Angaben der Pariser Regierung ein ranghohes Mitglied des Terrornetzes al-Qaida. Er habe in Kontakt mit Al-Qaida-Chef Ussama Bin Laden gestanden, sagte Innenminister Nicolas Sarkozy gestern vor der Pariser Nationalversammlung. Sarkozy zufolge ist Christian G. ein „Informatik- und Telekom-Spezialist“. Der zum Islam konvertierte Deutsche wurde am 3. Juni auf dem Pariser Flughafen festgenommen, nachdem er aus Saudi-Arabien ausgewiesen worden war.

Die französische Justiz ermittelt wegen Beihilfe zum Mord, Beihilfe zum versuchten Mord und wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung in Verbindung zu einer Terrorgruppe. Christian G. hatte gestanden, ein Al-Qaida-Trainingslager in Afghanistan besucht zu haben.

G. unterhielt nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft enge Beziehungen zu Al-Qaida-Spitzen. Kurz vor dem Anschlag auf die Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba rief ihn der mutmaßliche Selbstmordattentäter Nizar Nawar in Duisburg an und bat um seinen „Segen“. Bei dem Anschlag wurden 21 Menschen getötet. Dem Vernehmen nach soll bei der Razzia in G.s Wohnung die Telefonnummer von Mounir al-Motassadeq gefunden worden sein, der im Februar in Hamburg wegen der Anschläge am 11. September 2001 verurteilt wurde. G. wurde im April 2002 vorübergehend festgenommen. Ende November reiste er mit Frau und Kindern aus. Das BKA habe ihn so lückenhaft überwacht, dass sein Verschwinden erst 14 Tage später auffiel, hieß es damals.