Tote bei Zugunglück

In Baden-Württemberg sterben sechs Menschen bei einem frontalen Zusammenstoß zweier Regionalzüge auf einer eingleisigen Strecke

BERLIN taz ■ Beim Frontalzusammenstoß zweier fahrender Züge sind in Baden-Württemberg mindestens sechs Menschen getötet worden. Etwa 30 wurden nach Polizeiangaben verletzt, als die beiden Regionalbahnen auf eingleisiger Strecke kollidierten.

Die beiden Züge der Bahn AG waren zwischen Aschaffenburg und Crailsheim unterwegs. Der Regionalexpress 19533 und der RE 19534 begegnen sich laut Fahrplan im Bahnhof von Schrozberg im Kreis Schwäbisch Hall. Dort wartet der Zug in Richtung Aschaffenburg die Überholung durch den Gegenzug ab und muss deshalb 5 Minuten lang von 11.56 bis 12.01 Uhr stehen bleiben. Die Zugbegegnung wurde gestern offenbar nicht eingehalten: Beide Züge, die nach Angaben von Bahnsprecher Dieter Hünerkoch pünktlich unterwegs waren, kollidierten zwischen Schrozberg und Niederstetten, der nächsten Station in nördlicher Richtung.

Dieser Unfallhergang könnte ein Indiz dafür sein, dass der eine Zug möglicherweise in Schrozberg abfahren durfte, obwohl der entgegenkommende Regionalexpress den Bahnhof noch nicht erreicht hatte. Verantwortlich für die Abwicklung solcher Zugbegegnungen ist normalerweise der Fahrdienstleiter im Bahnhof. Weder die Bahn noch der Bundesgrenzschutz (BGS) machten zunächst Aussagen zur möglichen Unfallursache. BGS, Polizei und das Eisenbahnbundesamt – die Aufsichtsbehörde der Bahn AG – nahmen Ermittlungen auf. Die Fahrtenschreiber beider Züge wurden sichergestellt.

Bei dem schwersten Eisenbahnunfall in Deutschland seit mehr als drei Jahren bohrte sich die schwere Diesellok des einen Zugs in den leichteren Triebwagen des Gegenzugs. Die Lokomotive kippte eine Böschung hinunter und legte sich auf die Seite, einer von insgesamt vier Wagen entgleiste und wurde schwer beschädigt. Der Triebwagen lag teilweise zertrümmert quer über den Schienen.

Beide Lokführer starben bei der Kollision. Unter den Opfern befinden sich drei Kinder und ein weiterer Erwachsener. Eine siebte Leiche wurde gestern Abend unter der umgestürzten Lok vermutet. Bahn-Chef Hartmut Mehdorn versprach den Opfern und Angehörigen schnelle und unbürokratische Hilfe.

KLAUS HILLENBRAND